Eine merkwürdige Stimmung machte sich zu Beginn des 3. Solar-Cups in der Großsiedehalle breit. Die einzelnen Fahrerlager der verschiedenen Schulen wurden von den Veranstaltern der bildungszentrum energie GmbH und der Saline, begrüßt. Ein Team war extra aus Magdeburg angereist. Vorwiegend war Anspannung zu spüren.

Einzelne Schüler spähten die Fahrzeuge der anderen aus und fällten ihr erstes Urteil zu möglichen Chancen. Karsten Krüger, ein Techniklehrer aus der Gemeinschaftsschule „Oskar Linke“ in Magdeburg, stellte es klar: „Wir sind hier zum Gewinnen.“ Und so wurde noch bis kurz vor den Start geschraubt, geklebt, geölt und der Kondensator bis an die Belastungsgrenze von nur 2,7 V geladen.

Die Teams konnten ihr Fahrzeug 3-mal starten. Die beste Zeit wurde gewertet. Schnell änderten sich einige sichergeglaubte Siege in der zweiten Runde aller Starter. Es wurde neu frisiert, getapt und überladen. Natürlich immer unter den strengen Blick der Jury. Die Bedingungen waren allen Teilnehmern bekannt. Kurz vor den Rennen wurden letzte Reglements geklärt und Kompromisse verhandelt.

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Das erste Elektroautorennen wurde vor zwei Jahren als Solarautorennen durchgeführt. Natürlich schien an diesen Tag nicht die Sonne. So mussten große Halogenstrahler herhalten und die Fahrzeuge verhielten sich nicht so, wie unter Sonnenlicht. Eine neue Idee musste her. Volker Torgau, Techniklehrer an der Sekundarschule „August Hermann Francke“, ersann das Energiespeicherauto. Auch hier ist die Leistung der Energiequelle wie bei einer Solarzelle begrenzt und noch dazu endlich. „Damit haben wir auch die Energiequelle in eine Modellgröße überführt. Diese Elektroautos werden die Zukunft unserer Schüler prägen, da sollen sie deren Chancen und Schwierigkeiten hautnah erfahren“. Ein Getriebebauteilesatz wurde zusammengestellt und die Azubis der bze Halle löteten die Energiespeicher. Im vergangenen Jahr gewannen besonders gute Übersetzungen und Leichtbauweisen, die aber mehr nach einem fahrenden Brett aussahen. Zum dritten Rennen wurde also die Messlatte höher gesetzt. Ein Mindestgewicht von 250 Gramm ließ den Designer die Chance auch mit schicken Autos an den Start zu gehen. Die Auswahl konnte sich sehen lassen.

Industriedesigner Professor Frithjof Meinel, sein Absolvent Dario Mattstedt sowie Steffen, Geschäftsführer des Technischen Halloren-und Salinemuseums, fällten kritisch ihr Urteil. Es gewann ein minimalistisches Fahrzeug mit klaren Linien und sehr guten Fahrverhalten. Den zweiten Platz belegte eine ganz überraschte Pauline Hato von der Franckeschule mit ihrem Beatle ähnlichen rosafarbenen Fahrzeug. Das Kriterium Nachhaltigkeit brachte den 3. Platz für das Legoauto vom Domgymnasium Merseburg, das mit nicht mehr benötigten LEGO-Bausteinen den Gedanken der Wiederverwertbarkeit von Baustoffen verdeutlichen wollte.

Am Ende sollte Herr Krüger doch Recht behalten. Das schnellste Auto kam aus dem Rennstall Oskar Linke von Magdeburg. Mit verschiedenen Testreihen und Optimierungsverfahren erlebten die Magdeburger Schüler einen sehr praxisnahen Technikunterricht, den er gemeinsam mit seinem Kollegen im Vorbereitungsdienst Ronny Schubert plante. Eine wichtige Erkenntnis von Marc Neuhaus, Lehrer an der Sekundarschule „J. C. Reil“ in Halle sollte nicht unerwähnt bleiben. „Wir haben zwar nicht gewonnen, doch viel Erfahrung gesammelt. Solch ein Projekt zeigt uns ganz deutlich, an welchen Kompetenzen wir arbeiten müssen und wie wichtig ein guter Technikunterricht ist.“

Zur Siegerehrung entspannte sich dann endlich die Stimmung. Wertvolle Preise, wie ein Klassenfahrtsgutschein von Jugendtours über 200,00 € und Sachpreise verschiedener Unternehmen wechselten die Besitzer.


Volker Torgau

Ingpost 3/2015 - Juli 2015

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