Die Fachexkursion des Arbeitskreises führte uns wieder in den Norden Deutschlands, diesmal in die Universitäts- und Hansestadt Greifswald. Für ca. 25 Teilnehmer, z. T. mit Ehepartner, war am Freitag vor dem Haupttor des Max-Planck-Institutes für Plasmaphysik (IPP) Treffpunkt für die Besichtigung des Wendelstein 7-X-Projektes. Dieses Projekt ist eine Experimentieranlage zur Erforschung der Kernfusion, die in Greifswald vom Max-Planck Institut für (IPP) gebaut wird.
Für den sehr interessanten Informationsvortrag mit anschließender Besichtigung hatte sich Dr. Dirk Hartmann, Teilbereichsleiter Konstruktion und Konfiguration, Zeit genommen. Neben den technischen Informationen und Zielstellungen des Projektes waren die Hinweise auf die bisher zu lösenden Probleme und Herausforderungen sehr informativ. Es wurden auch nicht die Schwierigkeiten bei der Finanzierung, bei der Erlangung von Betriebsgenehmigung und die teilweise fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung verschwiegen. Grüne und Umweltverbände bezweifelten die Strahlungssicherheit und forderten einen Stopp des Projekts. Ein TÜV Gutachten hat die Zweifel ausgeräumt. Über mehrere Vormontagehallen gelangten wir in die eigentliche Experimentierhalle mit dem Kernfusionsreaktor. Die Bauteildichte und die Vielzahl unterschiedlicher Anlagenkomponenten hinter den Montagegerüsten waren verwirrend und faszinierend zugleich. Anschließend konnten wir uns einen Eindruck von der Steuerzentrale (Messwarte) verschaffen. Bildschirme für das Prozessleitsystem und Auswertesysteme sind in Kreisstrukturen angeordnet. Da in der darauf folgenden Woche mit Testfahrten begonnen wird, waren wir wahrscheinlich die letzte Besuchertruppe, die Zugang zum Kernfusionsreaktor hatte.
Die Hauptkomponente des Wendelstein 7-X-Projektes ist ein experimenteller Kernfusionsreaktor (Volumen des Plasmas ca. 30 m³; Vakuumgefäß H=5m, D=16m), der nach dem Stellarator-Prinzip arbeitet. Stellaratoren erzeugen das zum Einschließen des Plasmas nötige, torusförmige Magnetfeld und seine Verdrillung über supraleitende Spulen. Um flexibles Experimentieren zu ermöglichen, verwendet Wendelstein 7-X kein Gemisch aus Deuterium und radioaktiven Tritium. Somit sind auch noch keine Deuterium –Tritium-Fusionsprozesse und demzufolge auch keine Energiegewinnung geplant. Das heiße Wasserstoff-Plasma soll eine Temperatur von 60-130 Millionen K erreichen. Die Plasmadauer ist auf jeweils 30 Minuten begrenzt und soll in dieser Zeit stabil gehalten werden. Bisher wurden weltweit stabile Zustände des Plasmas nur wenige Sekunden erreicht! Das Konzept und die Grundlagen für das Experiment entstanden um 1990. Die Gesamtkosten liegen bei ca. 1 Milliarde Euro (geplant 500 Millionen). Wer sich dazu genauer informieren möchte, kann das gern auf der gut gepflegten und spannenden Internetseite des IPP.
Am Nachmittag führte uns eine Stadtführung vom Hotel „Europa“ in die Altstadt. Die sehr arrangierte Stadtführerin hätte uns gern noch wesentlich mehr Sehenswürdigkeiten gezeigt. Besonders reizvoll war der Marktplatz. Leider war der Zeitplan für die Stadtbesichtigung abgelaufen, und das Braugasthaus „Zum alten Fritz“ wartete auf die angemeldeten Gäste zum gemütlichen Tagesausklang. Im Kellergewölbe konnte eine Testverkostung frisch gezapfter Bierspezialitäten erfolgen. Zur Auswahl standen der „Fritz-Fünfer“ (5 x 0,1l) und der „Der Fritz-Meter“ (11 x 0,1l). Abendbrot gab es natürlich auch.
Für den Sonnabend war die Besichtigung des Sperrwerks Greifswald-Wieck vorgesehen. Das Sperrwerk ist Bestandteil des Sturmflutschutzsystems für Greifswald und liegt etwa 250 m vor dem Molenkopf der Mündung in die Dänische Wieck. Das geplante Sperrwerk wird über eine Hauptöffnung (21 m breit, -3,95 m NHN Solentiefe. Die Hauptöffnung ist mit einem Drehsegmentverschluss ausgerüstet. Das Segelschulschiff „Greif“ (früher „Wilhelm Pieck“) mit einem Tiefgang von 3,6 m darf deshalb nicht mehr in den Hafen einlaufen und ankert nun zwischen Sperrwerk und Mole. Schiebetore werden die zwei Nebenöffnungen mit einer lichten Weite von je 17 m verschließen. Sind lange Schließzeiten erforderlich (Eisgang) kann durch Umläufe das Wasser der Ryck abfließen. In der von zwei Mitarbeitern des Sperrwerks geführte Besichtigung konnten die riesigen Schiebetüren (laufen auf Eisenbahnschienen) mit Elektromotorenantrieb besichtigt werden. Die Hydraulikanlage mit dem Drehmechanismus für das Haupttor und der Gang durch den Wartungstunnel unterhalb der Ryck sind Details, die bei einem Spaziergang entlang der Mole verborgen bleiben. Der Baubeginn war 2010. Die geplante Fertigstellung ist 2016. Die Kosten sind mit ca. 30 Millionen Euro veranschlagt.
Abgerundet wurde der Tag mit einer Führung durch die Universität. Auf der Originalbestuhlung aus der preußischen Kaiserzeit in einem historischen Hörsaal sitzend, informierte uns ein studentischer Guide über die Geschichte und Entwicklung der Universität. Die Aula konnte an diesem Tag wegen eines Konzertes leider nicht gezeigt werden. Schmunzelnd wurde sich in den 9m² großen Karzer gedrängt. Die Graffitimalerei an den Wänden berichtet noch heute über den unsittlichen Lebenswandel der Greifswalder Studenten Ende des 19. Jahrhunderts. Nächtliche Ruhestörung, Trunkenheit oder grober Unfug waren in der Regel Gründe für die Freiheitsstrafen. Solch ein Vergehen galt als „Kavaliersdelikt“. Ein Aufenthalt im Karzer gehörte ebenso zum Studieren wie das Examen. Lange Wartezeiten für das Einsitzen im Karzer waren durchaus üblich.
Für den sehr interessanten Informationsvortrag mit anschließender Besichtigung hatte sich Dr. Dirk Hartmann, Teilbereichsleiter Konstruktion und Konfiguration, Zeit genommen. Neben den technischen Informationen und Zielstellungen des Projektes waren die Hinweise auf die bisher zu lösenden Probleme und Herausforderungen sehr informativ. Es wurden auch nicht die Schwierigkeiten bei der Finanzierung, bei der Erlangung von Betriebsgenehmigung und die teilweise fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung verschwiegen. Grüne und Umweltverbände bezweifelten die Strahlungssicherheit und forderten einen Stopp des Projekts. Ein TÜV Gutachten hat die Zweifel ausgeräumt. Über mehrere Vormontagehallen gelangten wir in die eigentliche Experimentierhalle mit dem Kernfusionsreaktor. Die Bauteildichte und die Vielzahl unterschiedlicher Anlagenkomponenten hinter den Montagegerüsten waren verwirrend und faszinierend zugleich. Anschließend konnten wir uns einen Eindruck von der Steuerzentrale (Messwarte) verschaffen. Bildschirme für das Prozessleitsystem und Auswertesysteme sind in Kreisstrukturen angeordnet. Da in der darauf folgenden Woche mit Testfahrten begonnen wird, waren wir wahrscheinlich die letzte Besuchertruppe, die Zugang zum Kernfusionsreaktor hatte.
Die Hauptkomponente des Wendelstein 7-X-Projektes ist ein experimenteller Kernfusionsreaktor (Volumen des Plasmas ca. 30 m³; Vakuumgefäß H=5m, D=16m), der nach dem Stellarator-Prinzip arbeitet. Stellaratoren erzeugen das zum Einschließen des Plasmas nötige, torusförmige Magnetfeld und seine Verdrillung über supraleitende Spulen. Um flexibles Experimentieren zu ermöglichen, verwendet Wendelstein 7-X kein Gemisch aus Deuterium und radioaktiven Tritium. Somit sind auch noch keine Deuterium –Tritium-Fusionsprozesse und demzufolge auch keine Energiegewinnung geplant. Das heiße Wasserstoff-Plasma soll eine Temperatur von 60-130 Millionen K erreichen. Die Plasmadauer ist auf jeweils 30 Minuten begrenzt und soll in dieser Zeit stabil gehalten werden. Bisher wurden weltweit stabile Zustände des Plasmas nur wenige Sekunden erreicht! Das Konzept und die Grundlagen für das Experiment entstanden um 1990. Die Gesamtkosten liegen bei ca. 1 Milliarde Euro (geplant 500 Millionen). Wer sich dazu genauer informieren möchte, kann das gern auf der gut gepflegten und spannenden Internetseite des IPP.
Am Nachmittag führte uns eine Stadtführung vom Hotel „Europa“ in die Altstadt. Die sehr arrangierte Stadtführerin hätte uns gern noch wesentlich mehr Sehenswürdigkeiten gezeigt. Besonders reizvoll war der Marktplatz. Leider war der Zeitplan für die Stadtbesichtigung abgelaufen, und das Braugasthaus „Zum alten Fritz“ wartete auf die angemeldeten Gäste zum gemütlichen Tagesausklang. Im Kellergewölbe konnte eine Testverkostung frisch gezapfter Bierspezialitäten erfolgen. Zur Auswahl standen der „Fritz-Fünfer“ (5 x 0,1l) und der „Der Fritz-Meter“ (11 x 0,1l). Abendbrot gab es natürlich auch.
Für den Sonnabend war die Besichtigung des Sperrwerks Greifswald-Wieck vorgesehen. Das Sperrwerk ist Bestandteil des Sturmflutschutzsystems für Greifswald und liegt etwa 250 m vor dem Molenkopf der Mündung in die Dänische Wieck. Das geplante Sperrwerk wird über eine Hauptöffnung (21 m breit, -3,95 m NHN Solentiefe. Die Hauptöffnung ist mit einem Drehsegmentverschluss ausgerüstet. Das Segelschulschiff „Greif“ (früher „Wilhelm Pieck“) mit einem Tiefgang von 3,6 m darf deshalb nicht mehr in den Hafen einlaufen und ankert nun zwischen Sperrwerk und Mole. Schiebetore werden die zwei Nebenöffnungen mit einer lichten Weite von je 17 m verschließen. Sind lange Schließzeiten erforderlich (Eisgang) kann durch Umläufe das Wasser der Ryck abfließen. In der von zwei Mitarbeitern des Sperrwerks geführte Besichtigung konnten die riesigen Schiebetüren (laufen auf Eisenbahnschienen) mit Elektromotorenantrieb besichtigt werden. Die Hydraulikanlage mit dem Drehmechanismus für das Haupttor und der Gang durch den Wartungstunnel unterhalb der Ryck sind Details, die bei einem Spaziergang entlang der Mole verborgen bleiben. Der Baubeginn war 2010. Die geplante Fertigstellung ist 2016. Die Kosten sind mit ca. 30 Millionen Euro veranschlagt.
Abgerundet wurde der Tag mit einer Führung durch die Universität. Auf der Originalbestuhlung aus der preußischen Kaiserzeit in einem historischen Hörsaal sitzend, informierte uns ein studentischer Guide über die Geschichte und Entwicklung der Universität. Die Aula konnte an diesem Tag wegen eines Konzertes leider nicht gezeigt werden. Schmunzelnd wurde sich in den 9m² großen Karzer gedrängt. Die Graffitimalerei an den Wänden berichtet noch heute über den unsittlichen Lebenswandel der Greifswalder Studenten Ende des 19. Jahrhunderts. Nächtliche Ruhestörung, Trunkenheit oder grober Unfug waren in der Regel Gründe für die Freiheitsstrafen. Solch ein Vergehen galt als „Kavaliersdelikt“. Ein Aufenthalt im Karzer gehörte ebenso zum Studieren wie das Examen. Lange Wartezeiten für das Einsitzen im Karzer waren durchaus üblich.
Ein Dank gebührt den Organisatoren dieser interessanten Fachexkursion.
Dipl.-Ing. Andreas Großer