Die diesjährige Jahresexkursion des AK Umwelttechnik führte die Gruppe von 14 Teilnehmern am 29. August 2013 in die aus mehreren Gemeinden zusammengewachsene Kleinstadt Ingelheim am Rhein.

100_1913.JPGDie Stadt mit ihren ca. 26.000 Einwohnern beherbergt als größte Industrieansiedlung das 1885 von Alfred Boehringer gegründete Familienunternehmen Boehringer Ingelheim. Das Unternehmen zählt heute zu den 20 größten Pharmaunternehmen und erforscht, entwickelt, produziert und vermarktet weltweit Arzneimittel. Am Stammsitz und der Zentrale des Unternehmensverbandes in Ingelheim sind ca. 7.500 Mitarbeiter beschäftigt. Weltweit arbeiten über 46.000 Menschen für Boehringer.  In Deutschland gibt es neben Ingelheim weitere Standorte in Biberach, Dortmund und Hannover.

Unsere Gruppe wurde am Vormittag vom Verantwortlichen für Betriebsbesuche, Herrn Dr. Kreuzberger und seiner Assistentin, Frau Sass, an der Betriebspforte empfangen und zunächst in das Boehringer Ingelheim Center (BIC) geführt. Hier vermittelte Frau Sass einige grundlegende Bemerkungen zum Familienunternehmen, das sowohl auf dem Gebiet der Humanpharmaka als auch der Tiermedikamente  aktiv  ist. Auf dem Gebiet der Selbstmedikation sind vielleicht Dulcolax, Thomapyrin, Mucosolvan oder Mucoangin bekannt. Der Schwerpunkt der Forschung und Produktion in Ingelheim liegt aber bei den verschreibungspflichtigen Medikamenten auf dem Gebiet des Bluthochdrucks, der Herz-Kreislauf-Erkrankungen, HIV/AIDS, Schlaganfall, Parkinson etc.

Zunächst gab es eine kleine Panne, da der bestellte Bus für die Werkstour nicht zur Verfügung stand. So begaben wir uns bei herrlichem Sommerwetter zu Fuß auf eine kleine Tour durchs Werksgelände. Dabei erhielten wir viele Informationen zu den umliegenden Produktionsgebäuden und konnten unsere zahlreichen Fragen stellen. Leider konnte der uns besonders interessierende Pharmawirkstoffbetrieb, eines der größten und markantesten Gebäude des Werkes, nicht besucht werden. Dafür war das Besuchsprogramm voll auf die Umwelttechnik ausgerichtet. Wir besuchten zunächst das zentrale Reststoffzentrum, in dem alle Abfallstoffe, vom Produktionsrückstand bis zum Papierabfall aus den Büros erfasst, klassifiziert und gesammelt werden, um sie an Fremdfirmen zur Verwertung bzw. Entsorgung abzugeben. Im Unternehmen selbst werden nur Altholzabfälle im betriebseigenen Kraftwerk zur Energieerzeugung eingesetzt. VOC-Emissionen aus Produktionsgebäuden werden einer zentralen Abluftverbrennungsanlage zugeführt.

Das nächste Ziel war die zentrale Kläranlage, in der das gesamte Abwasser des Betriebsgeländes einer mehrstufigen biologischen Aufbereitung unterzogen wird, bevor es gereinigt dem nahegelegenen Rhein zugeführt wird. Die Anlagen enthalten auch ein großes abgedecktes Rückhaltebecken, in dem belastete Betriebsabwässer oder Löschwasser bei Havariefällen sicher und abgeschlossen von der Umgebung aufgefangen und der Aufbereitung zugeführt werden können.

Nach diesen vielfältigen Informationen gab es ein schmackhaftes Mittagessen in der neuen, großzügig gestalteten Betriebskantine, die allerdings schon wieder an ihre Kapazitätsgrenzen stößt. Ein Erweiterungsbau ist schon geplant und wird demnächst in Angriff genommen. Gestärkt ging es zurück zum BIC, um die dortigen Ausstellungsräume zur Firmengeschichte zu besuchen und einen Film zur Entstehung und Entwicklung des Unternehmens anzusehen. Inzwischen hatten wir es auf  ca. 5 Stunden Aufenthalt gebracht und es blieb noch Zeit für einige Gruppenfotos vor dem BIC und die Verabschiedung von den Betreuern.

100_2004.JPGFür unsere Gruppe folgte nach dieser Betriebsbesichtigung als Abschluss des Tages eine kulturgeschichtliche Attraktion: ein Rundgang durch die Reste der aus der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts stammenden Kaiserpfalz Ingelheim. Die bis ins 11. Jahrh. genutzte Pfalz wurde in späterer Zeit überbaut, so dass heute nur einige Gebäudereste zu sehen sind. Durch umfangreiche Ausgrabungen sind die ehemaligen Bauten jedoch gut nachgewiesen. Sie werden vielfach im Straßenbild durch spezielle Gestaltung der Pflasterung sichtbar gemacht.

Als Unterkunft für die mehrtägige Exkursion hatten wir uns ein Hotel  auf der anderen Rheinseite im nahen Taunus im Kurort Schlangenbad gesucht. Von dort aus folgte am nächsten Tag ein Ausflug in die am Rhein gelegenen Weinorte Eltville und Rüdesheim, einschließlich einer ca. 2-stündigen Rheinschifffahrt vorbei am Niederwalddenkmal bei Rüdesheim, dem Binger Mäuseturm und alter Burgen am Rhein. In Rüdesheim stand noch eine Besichtigung des Besucherzentrums der Spirituosenfirma Asbach an. Der Abend des Tages war dem Weingut Koegler in Eltville vorbehalten, wo wir uns über den Weinanbau im Rheingau informieren ließen und auch etwas von den köstlichen Tropfen kosten konnten. Der Kauf einiger Flaschen für die Ergänzung der privaten Weinkeller war natürlich auch möglich.

Am darauf folgenden Sonntag fand die Exkursion schließlich ihren Abschluss. Nach ausgiebigem Frühstück ging es mit einer Vielzahl neuer Eindrücke auf die individuelle Rückreise.

Dr. Bernd  Warnke

Leiter des VDI Arbeitskreises Umwelttechnik