Die Spatzen pfeifen es schon von den Dächern - junge Menschen werden händeringend für technische und ingenieurwissenschaftliche Berufe gesucht. Da ist es der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker oder Mechatroniker ebenso wie der Elektroingenieur oder der Maschinenbauingenieur, um nur einige zu nennen, die nicht gerade zu den Modeberufen zählen.
Seit 2012 gibt es auf Initiative des VDI-Arbeitskreis Verfahrenstechnik Mitteldeutschland den „Hochschul-/Industrie-Dialog“. Stand im letzten Jahr die Qualität der Bachelor- und Master-Ausbildung im Vordergrund, so wollen die Initiatoren in den nächsten Jahren sich verstärkt der Nachwuchsgewinnung in den ingenieurtechnischen Fachrichtungen und Berufen widmen. Zahlreiche Initiativen, Projekte und Kampagnen sowohl an den Hochschulen als auch in vielen Bereichen von Industrie und Wirtschaft widmen sich diesem Thema. Die Initiatoren stellen jedoch fest, dass die Studierendenzahlen in den ingenieurtechnischen Fachrichtungen insgesamt nur gering ansteigen und die technischen Ausbildungsberufe zum Teil schon massive Nachwuchsprobleme haben.
Die Nachwuchsgewinnung gestaltet sich also ausgesprochen „zäh“ und „langwierig“. Manche Aktivitäten zeigen Erfolge, andere wiederum nicht. Welche Konzepte dieser Initiativen sich nun als erfolgreich erweisen, sollte nun Gegenstand eines Workshops werden. Ins Boot wurden der VDI Arbeitskreis Technik und Bildung, die Hochschule Merseburg und die regionale Industrie geholt. So fand dann am 18. April um 16 Uhr in den Räumen der Hochschule Merseburg ein Workshop statt, in dem Vertreter der regionalen Industrie, dies waren Herr Andrej Kretschmer vom Ausbildungsverbund Olefinpartner e.V. Schkopau, und Frau Julia Nüchter von der DOW Olefinverbund GmbH, von Verbänden – hier war es Frau Dr. Jana Scheunemann vom VCI Landesverband Nordost aus Berlin sowie von Hochschulen – vertreten durch Frau Katja Podzimski aus dem Projekt BEanING der Hochschule Merseburg. Sie stellten die Konzepte ihrer Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Lehrkräften vor oder berichteten über ihre Erfahrungen mit Auszubildenden. In einer anschließenden Diskussion mit den Referenten und dem Publikum, moderiert von Frau Prof. Elke Hartmann, AK Technik und Bildung, standen folgende Fragen im Mittelpunkt:
- Welche Defizite bei Kindern, Jugendlichen und Lehrern in Bezug auf technische Berufe sind festzustellen?
- Wie wichtig sind ein technisches Grundverständnis oder technische Interessen für den Erfolg einer technischen Ausbildung bzw. der Projektergebnisse?
- Welche Formate und Konzepte der Bildungsangebote favorisieren die einzelnen Anbieter von Projekten?
Die wichtigsten Ergebnisse aus den Vorträgen und aus der Diskussion lassen sich wie folgt zusammen fassen:
- Die technischen und ingenieurwissenschaftlichen Berufsbilder müssen Jugendlichen und Lehrern transparenter gemacht werden. Ihre Vorstellungen über diese Berufe sind verschwommen und sehr lückenhaft.
- Technisches Interesse und anwendungsbezogene Kenntnisse in den Naturwissenschaften sind Voraussetzung für eine erfolgreiche Ausbildung oder ein Studium. Hier ist die Schule gefordert.
- Das technische Interesse muss bereits in der Elementar- und Primarstufenbildung geweckt und über die gesamte Bildungskette hin gefördert und vertieft werden, damit Jugendliche für ihre Lebens- und Berufswegplanung einen technischen Beruf in Erwägung ziehen können.
- Projekte, die erfolgreich technisches Interesse wecken und fördern wollen, sollten einen starken Bezug zum Alltag des Kindes und das Fertigen eines Produktes zum Schwerpunkt haben sowie der Frage nachgehen, wie etwas funktioniert. Das Konstruktive der Technik muss durch das nur konsumtive Wahrnehmen von Technik ergänzt werden.
Am Ende der Diskussion mussten viele Fragen offen bleiben. Dass das Thema weiter geführt werden sollte, darin war man sich einig. Der Arbeitskreis Technik und Bildung wird die Aufgabe übernehmen, das Thema weiter zu führen und zu einer Nachfolgeveranstaltung einladen.
Abschließend sei Herrn Dr. Ing. Ronald Oertel gedankt, der die Leitung und die Organisation dieses Workshops übernommen hatte.
Prof. Elke Hartmann
VDI-AK Technik und Bildung