Vor 120 Jahren begann der Aufbau der Bitterfelder Elektrochemische Werke
Walther Rathenau wurde am 29. September 1867 als Sohn jüdischer Eltern in Berlin in der Chausseestraße geboren. Walter Rathenau wurde in seinen Kinderjahren und ersten Jugendjahren stark von seiner Arbeiterumgebung der Fabrik seines Vaters und vom Vater selbst stark geprägt.
So wurde er zur äußersten Sparsamkeit und Bescheidenheit erzogen. Obwohl er in den verschiedenen Gymnasien, die er besuchte, nie als Musterschüler auffiel, absolvierte er bereits mit 17 Jahren sein Abitur. In seiner Berufswahl entschied er sich für einen Naturwissenschaftlichen, um der Abhängigkeit durch seinen Vater zu entfliehen.
Er studierte in Berlin und Straßburg Physik, Chemie und Philosophie. 1899 mit gerade mal 22 Jahren promovierte er im Hauptfach Physik mit dem Thema „Die Lichtabsorption der Metalle“ zum Dr. phil. Walther Rathenau erkannte frühzeitig, dass die Elektrochemie ein zukunftsträchtiger Industriezweig werden würde. Er studierte noch ein Jahr Maschinenbau und Chemie in München und wurde dann technischer Beamter der Aluminium Industrie AG, wobei er Erfahrungen über die Leichtmetallschmelzflußelektrolyse sammeln konnte. Nach einer Studienreise durch Mitteldeutschland empfahl er seinem Vater eine Anlage in Bitterfeld aufzubauen.
Am 28. Januar 1893 wurde die Elektrochemischen Werke GmbH gegründet, mit ihrem Sitz in Berlin. Walther Rathenau wurde Geschäftsführer. Ab 1893 begann er die Werke in Bitterfeld aufzubauen und 7 Jahre erfolgreich zu führen, was ihm nur möglich war durch seine umfangreiche Ausbildung und Erfahrung aus der Schweiz. In Bitterfeld waren zu dieser Zeit 9589 Einwohner ansässig. Im Frühjahr 1894 begann der Bau und zur Energieerzeugung wurden in der ersten Ausbaustufe 6 Steinmüller-Dampfkessel benutzt, die mit 3 liegenden 600 PS Tandem Compound- Dampfmaschinen angetrieben wurden.
Walther Rathenau musste sich gegen erhebliche Schwierigkeiten durchsetzen, dabei scheute er sich nicht vor persönlichen Einsatz. Er wohnte damals in Bitterfeld und besuchte seine Mutter in Abständen von 2 Monaten in Berlin. Unter Leitung von Dr. Walter Rathenau wurde das Produktionsprogramm der Elektrochemischen Werke laufend erweitert. Im Juli 1898 übernahm die Chemische Fabrik Elektron AG durch Pacht die Elektrolysen der Elektrochemischen Werke und baute diese analog zu den bereits bei ihr vorhanden für das Griesheim verfahren um.
1899 verließ Dr. Walther Rathenau Bitterfeld, war aber noch bis 1907 im Vorstand der Elektrochemischen Werke. Er interessierte sich aber weiter für die verpachteten Elektrolysen als auch für die Weiterentwicklung der Elektrochemischen Werke. Bis 1994 stand im ehemaligen Werkteil Nord der damaligen Chemie AG noch das Verwaltungsgebäude der Elektrochemischen Werke, in dem Rathenau wirkte, sowie Einrichtungsgegenstände wie sein Arbeitstisch. Die Gegenstände sind jetzt in der Walther Rathenau Gedenkstätte im Schloß Bad Freienwalde an zu schauen.
1899 wurde Dr. Walther Rathenau Mitglied des Direktoriums der AEG, damit begann sein gesellschaftlicher Aufstieg. Nach Ausbruch des 1. Weltkrieges wurde er mit der Leitung der Kriegsrohstoffabteilung beauftragt und 1915 nach dem Tode seines Vaters Präsident der AEG.
Im Mai 1921 übernahm er das Wiederaufbau – Ministerium und 1922 wurde er zum Außenminister, gegen den Willen einflussreicher reaktionärer Kreise, ernannt.
Am 24. Juni wurde er von Angehörigen der rechtsradikalen Organisation „Consul“ ermordet.
Torsten Kettner (VDI) |
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Bernd Schmidt (VDI) |