Referent Dr. Bäumlein, Moderation Hartmann am 25.10. 12vormittagsSpannung herrschte unter den Schülern am 24.10.2012, dem Vorabend des 15. Tages der Technik an der Landesschule Pforta in Schulpforte. Angekündigt war ein Vortrag von Prof. Horst Zuse über das Lebenswerk seines Vaters Konrad Zuse mit Ausblick auf Kommendes in der Computertechnik.

Wann erfährt man schon aus authentischer Quelle, unter welchen Umständen und mit welcher Motivation der Erfinder die Idee einer Rechenmaschine verwirklichte. Die erste mechanische Rechenmaschine Z1 entstand 1938 im Wohnzimmer von Konrad Zuses Eltern in Berlin. Schon das nächste Modell, 1940 die Z2, arbeitete mit einem elektronischen Rechenwerk aus Telefonrelais. Jedoch erst die Z3 1941 besitzt ein Rechenwerk und einen Speicher aus Relais. Sie gilt weltweit als die erste frei programmierbare, auf dem binären Zahlensystem basierende Rechenmaschine der Welt.

Referent Prof. Horst Zuse , Schülerin am Vorabend 24.10.12Die Z3 wird heute als erster funktionsfähiger Computer weltweit anerkannt. Sie wurde bei einem Bombenangriff 1945 in Berlin zerstört, doch konnte Konrad Zuse die bereits begonnene Z4 ins Allgäu retten. Der Sohn Horst hatte so ab 1945 die Gelegenheit, in der Werkstatt seines Vaters die Entwicklung der Computertechnik von der Z 4 bis hin zur Z11 zu erleben. Die Z4 wurde 1949 an die Eidgenössische Hochschule Zürich gegeben und war der einzige funktionsfähige Computer in Europa. Erst 1955 konnte die Z11 von der Zuse KG in Serie hergestellt werden. Der Zuse-Rechner Z4 wurde zur Grundlage der deutschen Computerindustrie.

Heute stehen Zuse-Rechner von Z1 bis Z80 in vielen Museen Deutschlands und Europas wie das Deutsche Museum München, das Deutsche Technikmuseum Berlin, seiner Wirkungsstätte in Hünfeld bei Bad Hersfeld, in Bern und an vielen anderen Orten. Horst Zuse, selbst Informatiker und Computerspezialist, stellte sich der Herausforderung und baute den Z3 nach, er wollte es jetzt wissen!

Der Vortrag ließ an Lebendigkeit nichts offen. Geschickt gelang es Horst Zuse, von der Vergangenheit immer wieder in die Gegenwart zu wechseln, so z.B. auf die Rechentechnik von Google einzugehen. Schüler und Lehrer waren begeistert und zeigten dies durch einen frenetisch anhaltenden Beifall. Sogar Autogrammwünsche würden erfüllt und natürlich Fotos geschossen.

Gesprächsrunde nach dem Zuse-Vorabendvotrag im Zimmer des Rektors, Herrn Schödel (Mitte), Herr Zuse (links) und Herr Hahn(rechts)Der Tag darauf, am 25.10., war voll ausgebucht mit zwei Vorträgen am Vormittag und am Nachmittag mit wissenschaftlichen Praktika an der Universität Jena, der Hochschule Ernst Abbé Jena und der TELECOM-Hochschule in Leipzig. Die Themen der beiden Vorträge beleuchteten Zukunftsvisionen. Um künstliche neuronale Netze ging es im Vortrag von Prof. Morgeneier von der Hochschule „Ernst Abbé“ in Jena und über Chancen und Risiken der grünen Gentechnik referierte Herr Dr. Bäumlein vom Leibniz- Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung.

Mit künstlichen neuronalen Netzen versucht der Mensch, biologische Systeme abzubilden. Es ist ein Thema des Forschungsfeldes der künstlichen Intelligenz, womit sich Forscher bereits seit den 1960er Jahren beschäftigen. Obwohl man weiß, dass biologische neuronale Netze viel komplexer sind, als man mit Computerprogrammen abbilden kann, versuchen die Informatiker durch entsprechende Daten und dem Trainieren von Netzen sich der Natur anzunähern. Erfolgreiche Beispiele sind die Steuerung autonomer Roboter wie das Marsmobil, der Robo-Cup oder die Kanalroboter, die menschliches Denken und Handeln ersetzen können.

Vorankündigung 3. Saline-Sommerakademie 2013
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Die grüne Gentechnik ist nach wie vor ein Thema, das emotional kommuniziert wird. Der Referent berichtete aus eigenen Erfahrungen mit Bürgerprotesten gegen den Großversuch mit gentechnisch verändertem Weizen in Gatersleben. Ob mit genetisch veränderten Nutzpflanzen die Welternährung gesichert werden kann, muss rational diskutiert werden, so die Botschaft von Herrn Dr. Bäumlein. Dies transportierte er auch in seinem Vortrag, in dem er sehr verständlich die wissenschaftlichen Grundlagen der Molekularbiologie, insbesondere die Prinzipien der Genklonierung erläuterte.

Am Nachmittag brachten die Busse die Schüler nach Leipzig und Jena, wo sie ein interessantes Programm mit Einblicken in verschiedene Forschungsthemen der jeweiligen Institute erwartete.

Elke Hartmann
AK Technik und Bildung