Klemens Ilse (Zweiter von links) erhielt den Bethge-Nachwuchspreis. Es gratulierten (von links): Prof. Thomas Hahn (Vorsitzender des VDI-Bezirksvereins Halle), Dr. Marianne Spindler (Tochter von Heinz Bethge) und Goerg Michler (Vorstandsvorsitzender Bethge-Stiftung). © Bethge-Sitftung

Genau eine Woche nach der 100. Wiederkehr des Geburtstages von Prof. Dr. Dr. h.c. Heinz Bethge haben die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Heinz-Bethge-Stiftung für angewandte Elektronenmikroskopie mit einer gemeinsamen Festveranstaltung den Physiker und langjährigen Akademie-Präsidenten geehrt. Etwa 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer blickten auf die Leistungen von Bethge und seinen Einfluss auf heutige Anwendungsfelder der Elektronenmikroskopie zurück.


Prof. Heinz Bethge (15.11.1919 – 09.05.2001) war einer der profiliertesten Physiker in Deutschland, Direktor des Institutes für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie der Akademie der Wissenschaften der DDR in Halle (Saale) und von 1974-1990 Leopoldina-Präsident. Demzufolge wurde die Festveranstaltung nach der Begrüßung durch den Präsidenten der Leopoldina, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Jörg Hacker, eingeleitet durch Grußworte von Dr. Petra Sachse, Leiterin des Dienstleistungszentrums Wirtschaft, Wissenschaft, Digitalisierung der Stadt Halle (Saale), Prof. Dr. Christian Tietje, Rektor der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, und Prof. Dr. Jürgen Kirschner, erster Direktor am Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik Halle (Saale).

Der Kuratoriumsvorsitzende der Bethge-Stiftung, Prof. Dr. Ralf B. Wehrspohn, Vorstand der Fraunhofer-Gesellschaft, leitete zu vier Beiträgen von Zeitzeugen von Heinz Bethge über, die dessen Leistungen im Einzelnen darstellten. Prof. Dr. Christian Teichert von der Montanuniversität Leoben würdigte Bethges Erfolge bei der Entwicklung des Institutes für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie und skizzierte auch das herausragende kollegiale Klima unter den Mitarbeitenden.

Die erfolgreiche Tätigkeit des Internationalen Zentrums für Elektronenmikroskopie als führende Einrichtung im gesamten osteuropäischen Raum stellte Prof. Dr. Wolfgang Neumann, Humboldt-Universität zu Berlin, dar, was durch Prof. Dr. Zuzanna Liliental-Weber aus Berkeley aus der Sicht einer langjährigen Teilnehmerin der am Zentrum initiierten Schulen für Elektronenmikroskopie ergänzt wurde. Auf die herausragende Rolle von Prof. Bethge bei der Führung der Leopoldina durch politisch schwierige Zeiten und ohne Einknicken vor der staatlichen Macht ging Prof. Dr. Dr. Gunnar Berg, Vize-Präsident der Leopoldina, ein. Ein weiterer Höhepunkt war der Festvortrag „Atomare Elektronenmikroskopie“ von Prof. Dr. Dr. h. c. Knut Urban aus dem Forschungszentrum Jülich. Ausgehend von den Wirkungen der Bethgeschen Untersuchungen schlug er den Bogen zur modernsten Elektronenmikroskopie.

Die Motivation zur Gründung der Heinz-Bethge-Stiftung sowie ihre aktuellen Tätigkeiten stellte Prof. Dr. Goerg Michler, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, vor. Er leitete dann zur Verleihung der Bethge-Preise über. Unter der Leitung von Prof. Dr. Dieter Katzer, stellvertretender Vorsitzender der Stiftung, hatte eine Jury die eingegangenen Arbeiten bewertet. Gemeinsam mit Dr. Marianne Spindler, Tochter von Heinz Bethge, wurde der Bethge-Preis für Materialwissenschaften an Dr. Marcus Müller aus Braunschweig für seine Promotionsarbeit an der Uni Magdeburg mit dem Thema: „Nanocharakterisierung optischer und struktureller Eigenschaften von GaN-basierten Nano- und Mikrosäulen“ verliehen, wobei das Preisgeld von der Commerzbank Halle gestiftet wurde. Der Bethge-Nachwuchspreis ging an Klemens Ilse vom Fraunhofer-Center für Silizium-Photovoltaik CSP in Halle (Saale) für seine an der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg eingereichte Dissertation „Microstructural investigation and simulation of natural processes on PV modules“, das Preisgeld wurde vom VDI-Bezirksverein Halle zur Verfügung gestellt.

Als wichtiges Element der Stiftungsarbeit hob Michler die Einrichtung eines Schülerlabors für Elektronenmikroskopie hervor, in dem Schüler der oberen Klassenstufen durch Beschäftigung mit der Elektronenmikroskopie an die MINT-Fächer herangeführt werden. Eine Erweiterung dieser Art der Nachwuchsförderung ist nach der Umgestaltung des Halloren- und Salinemuseums Halle (Saale), in dessen Technikum das Schülerlabor beheimatet ist, ab 2021 geplant. Auf zukünftige Schwerpunkte ging auch der Direktor am Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik, Prof. Dr. Stuart Parkin, im Vortrag „Future of electron microscopy at the Max Planck Institute“ ein.

Ein Empfang mit Fachleuten aus Wissenschaft und Industrie, Unterstützern der Bethge-Stiftung und ehemaligen Mitarbeitenden des Akademie-Institutes für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie schloss die Veranstaltung sehr stimmungsvoll ab. Eine Publikation mit den Beiträgen des Festkolloquiums wird im nächsten Jahr erscheinen.
 


Über die Heinz-Bethge-Stiftung

Die Heinz-Bethge-Stiftung für angewandte Elektronenmikroskopie wurde am 8. Juli 2011 gegründet. Ihr Name geht auf den Initiator und langjährigen Leiter des 1960 gegründeten Instituts für Festkörperphysik und Elektronenmikroskopie der Akademie der Wissenschaften Halle (Saale), Heinz Bethge, zurück. Unter seiner Leitung entwickelte sich das Institut zu einem Zentrum der Elektronenmikroskopie in Deutschland und einer international renommierten Einrichtung der Materialwissenschaften. Nach der deutschen Wiedervereinigung gingen aus diesem Institut das Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik und das Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS in Halle (Saale) hervor.

www.bethge-stiftung.de