Am 23. Januar 2017 hatte der Arbeitskreis Umwelttechnik des Bezirksvereins gemeinsam mit der Hochschule Merseburg zum Fachkolloquium „Fracking – Mythen und Fakten zum Schiefergas“ eingeladen. Fast 60 Gäste folgten der Einladung, auch viele Nichtmitglieder und erfreulich viele Studenten.
Professor Dr. Weiß vom Umweltforschungszentrum Leipzig (UFZ) vermittelte in seinem Vortrag umfassend, fundiert und verständlich Fakten zum Fracking prinzipiell und dem Unterschied von konventionellem und nichtkonventionellem Fracken. Umfangreich wurde zu den Risiken informiert und dabei auch mit gängigen Mythen aufgeräumt.
Deutschland hat eines der strengsten Fracking-Gesetze weltweit und ein Moratorium für das unkonventionelle Fracking bis mindestens 2021 beschlossen. Das Fracken ist in Deutschland seit über 50 Jahren bewährt und erfolgt viel strenger kontrolliert als in den USA. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen sind durch bergamtliche Regelungen und Wasserschutzgesetzgebung u.a. eng gesteckt.
Die Chancen ergeben sich aus dem möglichen Umfang der zu gewinnenden Gasmengen. Das Potenzial würde den Erdgasverbrauch von Deutschland über etwa 12 - 13 Jahre abdecken und damit Rohstoffsicherheit und Importunabhängigkeit für Erdgas bedeuten. Die Risiken sind bei Einhaltung der entsprechenden Richtlinien und Bestimmungen in Deutschland beherrschbar. Ein Ausstieg aus der Technologie bedeutet Know-how Verlust und Abkopplung von der globalen Marktentwicklung.
Im Anschluss an den Vortrag konnten noch ingenieurtechnische und auch kritische Fragen zum Umweltschutz, Gesundheit und Landschaftsverbrauch gestellt werden. Ein Vergleich des Flächenverbrauches für die gleiche Energiemenge ergibt 1 ha für das Fracking zu 400 km2 für den Maisanbau für die Biogasgewinnung, 25 km2 für Windkraft und 20 km2 für Solarpanels. Damit fällt der Mythos vom hohen Flächenverbrauch durch Fracking.
Insgesamt war die Veranstaltung ein gelungener Auftakt in das Veranstaltungsjahr des Halleschen Bezirksvereins. Vorschläge, Ideen und Anregungen zu interessierende Themen nimmt die Geschäftsstelle des Halleschen BV oder der Arbeitskreisleiter gern auf.
Prof. Dr. Holger Weiß
Der Geologe leitet das Department Grundwassersanierung am UFZ-Standort Leipzig. Forschungsschwerpunkte sind die Sanierung kontaminierter Grundwässer, das Management von Wasserressourcen, die Umweltauswirkungen des Bergbaus, Wechselwirkungen von Salz- und Süßwasser in Küstenregionen, das Management von NORM-Stoffen und die Raumplanung im geologischen Untergrund. Als Experte für Altlasten befasst er sich insbesondere mit großflächig und komplex kontaminierten Standorten, sogenannten Megasites. Er ist u. a. Mitglied im Wissenschaftlich-technischen Beirat „Wasserwirtschaftliche Maßnahmen“ der LMBV und der Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien.
Dr. Dirk Thamm
Leiter des AK Umweltschutztechnik
VDI Hallescher BV