Ingenieurinnen und Ingenieure begehen den „Tag der Ingenieure Sachsen-Anhalt“
Der „Tag der Ingenieure Sachsen-Anhalt" war in diesem Jahr ein ganz besonderer, denn das Ingenieurbauwerk Rappbodetalsperre wurde als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ geehrt. Über 200 Gäste aus Wirtschaft und Politik nahmen an dieser Veranstaltung teil.
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Eröffnet wurde die Festveranstaltung durch den Präsidenten der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt, VermAss. Dipl.-Ing. Jörg Herrmann und Dipl.-Ing. Burkhard Henning, Geschäftsführer des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt. „Der Tag der Ingenieure Sachsen-Anhalt ist ein guter Anlass, das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken, sich zu vergewissern, wo Ingenieurinnen und Ingenieure in der Gesellschaft stehen und was sie bisher erreicht haben. In einer schnelllebigen Zeit kommt diesem Tag schon deshalb eine herausragende Bedeutung zu, weil er die seltene Gelegenheit bietet, über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nachzudenken“, sagt Kammerpräsident Herrmann.
In ihren Grußworten hoben auch Dr. Steffen Eichner, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt sowie Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer und der Vorsitzende des Landesverbandes VDI Sachsen-Anhalt, Klemens Gutmann die Bedeutung des Ingenieurtages und der Auszeichnung der Rappbodetalsperre hervor. Die Festansprache "Die Rappbodetalsperre - Wahrzeichen und Ingenieurtechnische Meisterleistung" hielt Prof. Dr. Dirk Carstensen, Präsident des Deutschen Talsperrenkomitees.
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Rappbodetalsperre mit dem Titel „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ ausgezeichnet
Sie ist 106 Meter hoch und 415 Meter lang – die Rappbodetalsperre in Sachsen-Anhalt ist nicht nur die höchste Talsperre Deutschlands, sondern auch ein beeindruckendes Bauwerk, das dem Hochwasserschutz, der Trinkwasserversorgung und der Stromerzeugung dient. „Die Rappbodetalsperre ist das Herzstück eins aus 6 Talsperren bestehenden Talsperrensystemen im oberen Einzugsgebiet der Bode. Es ist für die Trinkwasserversorgung von Sachsen-Anhalt und Mitteldeutschland sowie dem Hochwasserschutz der an der Bode gelegenen Ortschaften von außerordentlicher Bedeutung“, sagt Dipl.-Ing. Burkhard Henning.
Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, Präsident der Bundesingenieurkammer, über die verdiente Auszeichnung: „Mit der Rappbodetalsperre haben Ingenieurinnen und Ingenieure auf eindrucksvolle Weise gezeigt, was sie technisch und von der konstruktiven Gestaltung her möglich machen können. Bis heute leistet das Bauwerk einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Versorgung der dort lebenden Menschen. Das zeigt, wie wichtig Ingenieurwissen für unser tägliches Leben ist – damals wie heute.“ Geplant wurde die Rappbodetalsperre bereits vor dem 2. Weltkrieg. Die Weiterentwicklung und der Bau erfolgten jedoch erst ab 1952 unter zum Teil schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Schon 1959 anlässlich der Inbetriebnahme wurde eine Gruppe von Ingenieurinnen und Ingenieuren mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet.
„Die Auszeichnung der Rappbodetalsperre zeigt, dass Sachsen-Anhalt ein Land mit einer herausragenden Ingenieurtradition ist. Auch in Zukunft werden wirtschaftlicher Erfolg und gesellschaftliche Entwicklung nur mit außergewöhnlichen Ingenieurleistungen möglich sein“, sagt VermAss. Dipl.-Ing. Jörg Herrmann, Präsident der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt.
Gegenüber anderen Staumauern weist die konstruktive Gestaltung der Rappbodetalsperre gleich mehrere Besonderheiten auf. So ermöglichen beispielsweise spezielle Feldfugen eine gewisse Beweglichkeit der einzelnen Mauerfelder. Dadurch soll das sehr große, starre Bauwerk weitestgehend vor Rissbildung geschützt werden. Darüber hinaus erlaubt ein ausgeklügeltes Gangsystem die intensive Überwachung. Die Rappbodetalsperre ist in der Lage, eine Wasserfläche von 390 Hektar und mehr als 113 Millionen Kubikmeter Wasser anzustauen. „Die Rappbodetalsperre verfügt über die höchste Staumauer Deutschlands, ist Anziehungspunkt für zigtausende Besucher und für die Trinkwassergewinnung von großer Bedeutung. Es freut mich sehr, dass nach dem Pretziener Wehr nun das zweite sachsenanhaltische Wahrzeichen und somit auch die meisterliche Leistung ihrer Erbauer, gewürdigt wird.“, sagt Dr. Steffen Eichner, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt.
Alle technischen und historischen Hintergründe zur Rappbodetalsperre sind in der Publikation von Mathias Deutsch und Henrik Eberle zusammengefasst, die in der Schriftenreihe „Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ Ende des Jahres erscheint.
Seit 2007 erhielten 29 Bauwerke eine solche Auszeichnung. Die eigens hierzu herausgebrachte Schriftenreihe porträtiert alle ausgezeichneten Bauwerke.
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Der „Tag der Ingenieure“ hat sich in Sachsen-Anhalt zu einer festen Tradition entwickelt, der neben einem interessanten und abwechslungsreichen Programm eine exzellente Plattform für konstruktive Gespräche unter Berufskollegen, aber auch mit Gästen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung bietet. Neben der Auszeichnung der Rappbodetalsperre also Historisches Wahrzeichen sorgte auch ein interessantes und abwechslungsreiches Rahmenprogramm, zu dem eine Staumauerführung, die Besichtigung der Hängebrücke und eine Floßfahrt zählten, für ausgelassene Stimmung und führte die Gäste noch einmal näher an die besondere Ingenieurleistung dieser Region.
Weitere Informationen zum Tag der Ingenieure Sachsen-Anhalt sowie der Ehrung der Rappbodetalsperre als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ finden Sie unter: www.ing-net.de oder www.bingk.de.
Fotos zur Veranstaltung finden Sie auf dem Flickr-Account der Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt.
Alina Bülter
Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt
Mit freundlicher Unterstützung der Bundesingenieurkammer