2018 waren wir bereits einmal als VDI Gruppe mit enviaM Experimentierkoffern zum Tag der Technik an der Landesschule Pforta in einem Workshops aktiv, um auf die Schwerpunkte der Energiewende zu zeigen und praktische Beispiele zu testen. Zeit, um am 24. Tag der Technik mit Schüler:innen der 9. und 10. Klassen des naturwissenschaftlichen Bereichs anhand praktischer Versuche zur Wind- Solar und Energiespeichertechnik das Verständnis für neue Energieformen zu vertiefen, die wesentlich zur Energiewende beitragen sollen.
Begonnen wurde damit, den Schüler:innen Geschichte und Gegenwart der Mühlen und Wasserkraftanlagen an Saale, Unstrut und Wethau zu skizzieren. Das Handmaterial soll dazu dienen, mit dem Fahrrad die Umgebung in der Freizeit technisch zu erkunden.
- In Arbeit ist das Klostermühlengebäude der Panstermühle an der kleinen Saale direkt in Schulpforte.
- 2017 wurden an der Saale, gegenüber der Öblitzschleuse unterhalb von Schloss Goseck, 3 DIVE Turbinen mit je 300 kW, in Europas fischfreundlichstem Wasserkraftwerk, in Betrieb genommen.
- Ganz aktuell entsteht am Wehr in Bad Kösen ein Wasserkraftwerk mit 2 Turbinen je 380 kW.
- An der Unstrut haben wir die Zeddenbachmühle mit zu besichtigender historischer Mühlentechnik und 2 Francis Turbinen, die ca. 100 kWh Energie pro Tag erzeugen.
- Nicht weit davon in Freyburg, die Burgmühle. 1886 wurde dort erstmals mit 4 Turbinen Strom erzeugt. 2014 wurde eine neue Wasserkraftanlage mit 3 Kaplanturbinen in Betrieb genommen, die jährlich 1,8 Mio. kWh Energie erzeugen. Zur Inbetriebnahme war es das fischökologisch modernste Kraftwerk Europas.
- Interessante alte Mühlen findet man auch am Mühlenwanderweg durch das Wethautal.
- Abschließend wurde die Energieerzeugung in einem Pumpspeicherwerk, am Beispiel Goldisthal im Thüringer Schiefergebirge am Oberlauf der Schwarza, erläutert. Das Kraftwerk mit einer installierten Leistung von 1.060 MW ist in einer unterirdischen Kaverne untergebracht und kann per Betriebsbus befahren und besichtigt werden.
Für den Workshop mit der Technik der Experimentierkoffer gab es professionelle Unterstützung. Frau Anja Weithäuser, Referentin der leXsolar GmbH Dresden, dem Hersteller der Koffer, führte durch den Workshop.
Das Credo von LeXsolar:
„Gemeinsam mit Ihnen werden wir Begeisterung für neue Energien wecken und so zur Energiewende beitragen!“
Im ersten Workshop ging es im ersten Versuch um praktische Fragen zur Photovoltaik. Es sollte die Leistung eines Solarmoduls in Abhängigkeit von der Bestrahlungsstärke erkannt werden. Der Versuchsaufbau vollzog den Verlauf der Sonne. Aufgenommen wurden Spannung und Stromstärke über den ganzen Tag, die Leistungskennlinie berechnet und diskutiert.
Im zweiten Workshop ging es im ersten Versuch um die Leistung unterschiedlicher Windkraftsysteme. Welche Bedeutung haben Form und Anzahl der Flügel sowie deren Anstellwinkel. In einer lebhaften Diskussion wurden die richtigen Schlussfolgerungen gezogen und messtechnisch nachgewiesen, dass die Windkraftanlage mit drei Rotorblättern mit optimiertem Profil in einem 25°-Anstellwinkel bei frontaler Windausrichtung die leistungsstärkste Windkraftanlage ist.
In beiden Workshops ging es im 2. Versuch um die Energiespeicherung.
Am Beispiel einer reversiblen Brennstoffzelle, bestehend aus Elektrolyseur und Brennstoffzelle, wurde der Lade- und Endladevorgang nachvollzogen. Beim Aufladen wandelt der Elektrolyseur, unter Zufuhr von elektrischer Energie, destilliertes Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wirkungsgrad liegt bei 80%. Die Brennstoffzelle betreibt den umgekehrten Prozess und stellt eine elektrische Leistung bereit. Nach Einbau auf ein Elektro-Modellfahrzeug wurde zum Abschluss Geschwindigkeit und Laufzeit getestet. Im Ergebnis der zugeführten und abgegebenen Energie, kann der Gesamtwirkungsgrad einer reversiblen Brennstoffzelle als Energiespeicher mit ca. 20% und der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle mit ca. 25 % angegeben werden.
Zum Abschluss meine Standartfrage, die sich sicher schon in der Fragestellung beantwortet hat:
„Was ist früher erfunden worden, die Briefmarke oder die Brennstoffzelle?“
Tatsächlich ist es so, nachzulesen in einer Sammlung von Jack Challoner: „1001 Erfindungen, die unsere Welt veränderten“, dass 1839 der walisische Wissenschaftler Sir William Grove eine Vorrichtung erfand, die einen konstanten, starken Stromfluß generierte, indem sie die Energie aus einer chemischen Reaktion nutzte, dass „Grove-Element“. Groves zweite elektrochemische Zelle, die „galvanische Gasbatterie“ war die Basis für die moderne Brennstoffzelle. Leider war Grove kein Geschäftsmann, so dass seine Idee 130 Jahre brach lag.
Tatsächlich wurde die erste Briefmarke der Welt, die „One Penny Black“, erst ein Jahr später, am 1. Mai 1840 auf einen Brief geklebt. Das war die größte Reform des englischen Postwesens seit seiner Gründung 1510.
Alles in allem war der 24. Tag der Technik an der Landesschule Pforta wieder ein erfolgreicher Tag. Dank des Lehrer:innen Engagement mit seiner Koordinatorin Frau Juliane Härtling, den Sponsoren und Helfern des VDI Hallescher BV, enviaM, LeXsolar, TotalEnergies und InfraLeuna.
Bereits heute möchte ich auf das Jahr 2022 aufmerksam machen. 1992 wurde mit der Einrichtung des naturwissenschaftlichen Zweiges das Gesamtprofil der Schule vervollständigt und seit 1998 steht alljährlich der Tag der Technik in der Woche vor den Herbstferien auf dem Plan.
Das heißt: 30 Jahre naturwissenschaftlicher Zweig an der Landesschule und 25 Jahre Tag der Technik.
Das sollte von allen Seiten zu einer Festwoche mit naturwissenschaftlich-technischen Höhepunkten unterstützt und gestaltet werden.
Dieter Gödicke
Bezirksgruppe BLK/Naumburg