Was verbirgt sich hinter dem Deutschen Ingenieurtag?
Der Deutsche Ingenieurtag, kurz DIT genannt, war ursprünglich die Mitgliederversammlung des VDI, des Vereins Deutscher Ingenieure. Das ist der DIT zwar immer noch, aber inzwischen ist daraus die größte Veranstaltung für Ingenieurinnen und Ingenieure in Deutschland geworden. Alle zwei Jahre kommen dabei viele Menschen aus Wissenschaft, Industrie, Politik und Gesellschaft zusammen und diskutieren über aktuelle Themen und Entwicklungen sowie die wissenschaftlich-technischen aber auch politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die dafür notwendig sind.
Wann ist der nächste DIT und gibt es ein besonderes Thema?
Der nächste Deutsche Ingenieurtag findet am 20. Mai statt, und es wird dieses Mal ein ganz besonderes Event sein. Der DIT wird neu sein, und er wird komplett digital sein. In diesem Jahr steht er ganz im Zeichen des Klimaschutzes.
Um was geht es da genau?
Mit viel Leidenschaft und Faszination arbeiten Ingenieurinnen und Ingenieure weltweit an den spannenden technologischen Herausforderungen des 1,5-Grad-Klimaziels. Wie dieses Klimaziel gemeinsam erreicht werden kann, ist die große Frage, die im Rahmen des Deutschen Ingenieurtags 2021 im Mittelpunkt steht. Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutieren zu diesem Thema. Interessierte Menschen können live und digital am 20. Mai 2021, ab 14:00 Uhr, dabei sein.
Was erwartet die Teilnehmer?
Dort erwarten sie hochkarätige Keynotes, spannende Podiumsdiskussionen, vertiefende Breakout Sessions und Networking im Experience Café. Auf dem Deutschen Ingenieurtag 2021 zeigen die Ingenieurinnen und Ingenieure im VDI Lösungen auf zu brennenden Themen, wie Energiewende, Verkehrswende, Digitalisierung, Flexibilisierung der Industrie, Strukturwandel infolge des Braunkohleausstiegs oder die vermehrte Nutzung von Wasserstoff: Es gibt viele Bereiche, die sich im Wandel befinden – und alle werden wesentlich von Ingenieurinnen und Ingenieuren mitgestaltet. Auf dem Deutschen Ingenieurtag 2021 kommen Fachleute aus verschiedensten Fachbereichen zusammen und bieten die Plattform, um gemeinsam Impulse für den Wandel zu setzen. Alle Infos zum Deutschen Ingenieurtag 2021 findet man unter
> www.vdi.de/DIT2021
Zwei Breakout Sessions widmen sich dem innovativen Braunkohleausstieg. Wie konnte sich hier der Hallesche BV bei der Planung der Sessions für unser vom Braunkohleausstieg betroffenes Bundesland einbringen?
Der VDI-Hallesche Bezirksverein hat über seine Bezirksgruppe Burgenlandkreis langjährige Beziehungen zum Aachener Bezirksverein, der ebenfalls in einem vom Braunkohleausstieg betroffenen Revier liegt. Dadurch hat sich seit Ende 2020 eine Initiative entwickelt, die einen »VDI-Dialog« von acht Bezirksvereinen in den vier Kohleregionen in Deutschland anstrebt. Der Hallesche BV beteiligt sich aktiv an diesem Dialog und hat für den DIT 2021 einen Vortrag von Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der InfraLeuna GmbH, angemeldet. Er wird sich mit einem Vortag über »Nachhaltige Chemie am Standort Leuna« in der Breakout Session »Innovativer Braunkohleausstieg – Überregionale Unterstützung des Wandels« einbringen.
Begleitet der VDI im Land den Braunkohleausstieg darüber hinaus mit weiteren Aktivitäten?
Ja, der Hallesche BV des VDI-Landesverbandes Sachsen-Anhalt engagiert sich mit seinem Vorstand auch in der Initiative VDI-Dialog »Innovativer Braunkohleausstieg«. Die Initiative will eine überregionale virtuelle Veranstaltungsreihe zum Braunkohleausstieg und strukturellen Wandel auf den Weg bringen. Der Hallesche BV wird einige der geplanten Dialog-Workshops mitgestalten. So ist z. B. im Herbst eine Dialogrunde zum Merseburger Innovations Campus (MerInnoCampus) u. a. mit dem Thema »Neue Brücken ins Revier« durch den Rektor der Hochschule Merseburg, Prof. Dr.-Ing. Jörg Kirbs, vorgesehen. Darüber hinaus nehmen Vorstandsmitglieder sowie Leitungen von Arbeitskreisen und Bezirksgruppen des Halleschen BV an den im Kohlerevier stattfindenden »Bürger-Dialog-Runden« teil, um ihre Ideen und Sichtweisen einzubringen. Nicht zuletzt ist eine Exkursion zum Wasserstoffspeicher Bad Lauchstädt geplant, nachdem im vergangenen Jahr der Hallesche AK »Energie und Umwelt« eine sehr interessante Exkursion zum Wasserstoffdorf Bitterfeld unternommen hatte. Über solche regionalen Präsenzveranstaltungen wird dann im Nachgang ebenfalls im Rahmen der virtuellen Dialogreihe ergänzend kommuniziert werden.
Stellt der Braunkohleausstieg die Wirtschaft und die Energiebranche in Deutschland vor Herausforderungen?
Auf jeden Fall – und auch nicht ganz ohne Risiken. Voraussetzung für eine gelingende Substitution ist, dass die dann neu hinzukommenden Energieträger und Energiemengen die Energiekosten nicht so massiv verteuern, dass sich energieintensive Industrieproduktionen hier in Deutschland gar nicht mehr halten können. Beispiel Wasserstoff: Ziel ist es ja, die Metallverarbeitung, die energieintensiven Chemieprozesse, die Flachglasproduktion oder die Baustoffherstellung im Land zu halten – und zwar genauso wettbewerbsfähig wie bisher. Um das sicherzustellen, muss das Marktmodell stimmen und entsprechend angepasst werden. Und die z. T. sehr hohen Übergangsinvestitionen müssen staatlich gestützt werden. Die Konkurrenten in vielen anderen Ländern müssen diese Investitionen und den Umstieg nicht tätigen. Sie produzieren natürlich genauso preisaggressiv weiter wie bisher. Dem darf die heimische Industrie nicht zum Opfer fallen.
Der Landesverband plant sein jährliches VDI-Forum | Wirtschaft | Wissenschaft am 24.06.2021 zum Motto »Wasserstoffnutzung – der Durchbruch in der Energiewende?« – Worum wird es gehen?
Bei meiner ersten größeren Veranstaltung als Vorsitzender des VDI-Landesverbandes Sachsen-Anhalt wird es rund um das Thema Wasserstoff gehen. Wir wollen alle Segmente des möglichen Netzes einer Wasserstoff-Energieversorgung auf ihre Herausforderungen und Engpassrisiken abklopfen. Sachsen-Anhalt ist beim Wasserstoff kein Zuschauer. In unserem Land arbeiten Akteure, die einen schrittweisen Übergang zu Wasserstoff als Energieträger durchaus mitgestalten können und wollen. Dies bedeutet zugleich im Rahmen des Programms zur Erneuerung der Kohleregionen eine Chance, beim Infrastrukturausbau der Wasserstoff-Netzwerke frühzeitig mit dabei zu sein.
Das Interview führte die Redaktion der Mitteldeutschen Mitteilungen.
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