Geringe Auslandsmobilität von Ingenieurstudierenden

Ingenieure sind national wie international gefragte Fachkräfte. Ihr Know-how "made in Germany" macht sie für Jobs auch über den Landesgrenzen hinweg begehrt. Doch so mobil sich Ingenieure im Berufsleben zeigen, so wenig wagen sie sich als Studierende ins Ausland. Während eines Bachelor- und Masterstudiums gehen lediglich 16 Prozent der Ingenieurstudierenden an Fachhochschulen und 19 Prozent an Universitäten ins Ausland.

Nur sehr wenige angehende Ingenieure gehen während des Studiums ins Ausland. Eine vertane Chance, bedenkt man die Vorteile. (Bild: VDI)Dies zeigt eine Umfrage, die das HIS-Institut für Hochschulforschung 2013 im Auftrag des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD) durchgeführt hat.

„Studierende ingenieurwissenschaftlicher Fächer verpassen so eine wichtige Chance für ihre berufliche Zukunft“, macht Rainer Benien, wissenschaftlicher Referent im VDI Verein Deutscher Ingenieure, deutlich. „Durch die Zeit, die man für ein oder mehrere Semester oder auch ein Praktikum im Ausland verbringt, verbessert man nicht nur seine sprachlichen Fähigkeiten, sondern auch seine sozialen und interkulturellen Kompetenzen. Man muss sich selbst organisieren und sich abseits der gewohnten Umgebung lernen durchzusetzen. All dies fördert die persönliche Entwicklung, was sich auch auf das spätere Berufsleben positiv auswirkt.“

Die Vorteile liegen also auf der Hand. Doch warum wagen die angehenden Ingenieure trotzdem so selten den Schritt ins Ausland? Laut HIS-Studie sind sie sogar das Schlusslicht hinter Studierenden der Fächer Wirtschaftswissenschaften, Sprach-, Kultur- und Sozialwissenschaften, Medizin, Lehramt und Rechtswissenschaften. Ähnlich auslandscheu sind nur die angehenden Mathematiker und Naturwissenschaftler.

„Die Studierenden haben zum einen häufig Angst davor, zu viel Zeit im Studium zu verlieren und zum anderen stellt sie die Finanzierung eines Auslandsaufenthalts oft vor Herausforderungen“, weiß Rainer Benien. Dabei wiegt die im Ausland verbrachte Zeit meist die mögliche Verzögerung im Studienablauf bei weitem auf.

„Was den Studierenden schlicht und einfach fehlt, sind Freiräume im Curriculum. Ein Semester, das ausschließlich für Auslandsaufenthalte vorgesehen ist, würde beispielsweise helfen. Eine andere Möglichkeit wären weitere Stipendien für Studierende mit dem Wunsch nach Auslandserfahrung.“

Rainer Benien und seine Kollegen im VDI stehen Studierenden ingenieurwissenschaftlicher Fächer mit einer umfassenden Studienberatung zur Seite. Sie erklären, welche Wege es ins Ausland gibt, was dabei zu beachten ist und wie man seine im Ausland erbrachten Leistungen nach der Rückkehr an der Heimatuniversität anerkennen lassen kann.

Wie geht es weiter? Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums und den Einstieg ins Berufsleben, fördert der VDI die Mobilität von Ingenieuren weiterhin. Damit deutsche Ingenieure europaweit im Einsatz sein können und talentierte Experten nach Deutschland kommen, unterstützt der VDI gemeinsam mit weiteren Partnern die engineerING card. Mit dem freiwilligen Berufsausweis für Ingenieure ist es den Karteninhabern problemlos möglich im Ausland zu arbeiten. Dokumente zu Studienabschlüssen, Berufserfahrungen und Weiterbildungen werden geprüft und anschließend nach international anerkannten Regeln dokumentiert und auf die Karte übertragen. Bisher ist der Ausweis in elf europäischen Ländern anerkannt, weitere sollen folgen.


VDI-Presseteam