Saalekreis setzt bei Strukturwandel auf 3D-Druck-Technologie
Noch mag der Braunkohleausstieg Zukunftsmusik sein, doch schon jetzt wird intensiv an weitsichtigen Konzepten für einen Strukturwandel in der Region gearbeitet. Der Saalekreis setzt dabei auf den 3D-Druck, mit dem komplexe Bauteile aus unterschiedlichsten Materialien hergestellt werden können. Das Konzept ist dabei nicht neu, denn schon seit zehn Jahren gibt es das Mitteldeutsche Netzwerk Rapid Prototyping enficos, das auf eine Initiative des Merseburger Innovations- und Technologiezentrums und der Hochschule Merseburg zurückgeht.
Darauf baut jetzt die unter Federführung des Saalekreises geplante „3D-Druck Modellregion“ auf. Kooperationspartner ist die Stadt Leipzig. Ein gemeinsames Projekt mit einem Volumen von rund 180.000 € und einer Laufzeit von knapp 14 Monaten wurde inzwischen durch das Förderprogramm „Unternehmen Revier“ im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie über die Europäische Metropolregion Mitteldeutschland bewilligt.
Um eine stärkere Vernetzung der Akteure des Raumes Leipzig – Saalekreis – Halle zu befördern, ist deshalb im ersten Schritt eine koordinierende und beratende Netzwerkstelle im Saalekreis angedacht, um den Austausch zwischen angewandter Wissenschaft, Anbieterunternehmen und potenziellen Anwendern zu befördern. Im zweiten Schritt sollen die Voraussetzungen für erste Anwenderzentren in Merseburg mit dem Schwerpunkt Kunststoffe sowie in Leipzig mit dem Schwerpunkt Metall geschaffen werden. Die Aufgaben der Zentren liegen unter anderem in der Erschließung von Einsatzmöglichkeiten, in der eigenverantwortlichen Entwicklung von Dienstleistungen für Unternehmen, der Qualitätssicherung und Normung generativer Verfahren sowie im Erzeugen, Sammeln und Konzentrieren von Fachwissen für die industrielle Anwendung generativer Verfahren.
Der 3D-Druck ist für viele Anwendungsbereiche vom Anlagen- und Maschinenbau bis hin zur Medizintechnik interessant. So lassen sich damit relativ rasch und kostengünstig Prototypen in Kleinserie herstellen, um deren Produkteigenschaften und Funktionstüchtigkeit zu untersuchen. 3D-Fertigung ist eine vielversprechende Zukunftstechnologie mit hohem Wertschöpfungspotenzial. Um dreidimensionale Objekte herstellen zu können, werden hierzu sogenannte 3D-Drucker eingesetzt. Diese verarbeiten digitale Daten, die sämtliche Informationen zum zu druckenden Objekt liefern, wie zum Beispiel Form, Größe oder Oberflächenbeschaffenheit. Das Objekt wird dann schichtweise aufgebaut. Dabei kommen unterschiedlichste Ausgangsmaterialien zum Einsatz, darunter Kunststoffe, Metalle aber auch organische Materialien. Eine einheitliche Technologie für den 3D-Druck existiert allerdings nicht; es handelt sich um eine Querschnittstechnologie, die auf sehr unterschiedliche additive Verfahren zurückgreifen kann. Da kein Anwender-Unternehmen über alle Verfahren verfügt, ist die Bündelung in der 3D-Druck-Modellregion ein zukunftsweisender Schritt.
In der Kernregion um Leipzig und den Saalekreis haben sich u. a. die Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur HTWK Leipzig und die Hochschule Merseburg auf eine wirtschaftsnahe Forschung im 3D-Druck spezialisiert. Daneben entwickelte sich in den vergangenen Jahren das Rapid-Prototyping-Netzwerk enficos mit Sitz in Merseburg zu einer Plattform für Unternehmen und angewandte Wissenschaft, um die Potenziale dieser neuen Technologie gemeinsam zu nutzen. Dabei hat sich das Anwendungsfeld vom klassischen Fertigen von Modellen und Prototypen stark erweitert. Auch im Metallbau öffnen sich erste Anwendungen: So gibt es erste Industrieunternehmen, die im 3D-Druck entstandene Großwerkzeuge für Metallpressen und Bearbeitungsmaschinen nutzen.
Damit treffen in der Modellregion angewandte Wissenschaft, Produzenten und potentielle Anwender in einem Maß aufeinander, das dieser nachhaltigen Technologie den Weg in einen breiten Markt ebnen kann.
Das Merseburger Innovations- und Technologiezentrums unter Leitung von Kathrin Schaper-Thoma hat inzwischen das Projektmanagement übernommen. Gemeinsam mit ihrem Team und externen Partnern widmet sie sich den nun anstehenden Aufgaben auf dem Weg zu einer 3D-Druck-Modellregion.