Im April 1992 wurde die Gründung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) mit einem Festakt im Leipziger Schauspielhaus offiziell besiegelt. Der 18. April 2017 stand ganz im Zeichen des 25. UFZ-Geburtstags. Viele namhafte Gäste aus dem In- und Ausland waren der Einladung ins Gewandhaus zu Leipzig gefolgt, um das UFZ-Jubiläum zu feiern und gemeinsam auf die Geschichte, die Gegenwart und auf anstehende Herausforderungen des Forschungszentrums zu blicken.
Ganz im Zeichen der Wissenschaft stand das Gewandhaus zu Leipzig. 1.200 Gäste aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren gekommen, um gemeinsam das 25-jährige Bestehen des UFZ zu feiern. Darunter Bundesforschungsministerin Prof. Johanna Wanka, ihre sächsische Kollegin Dr. Eva-Maria Stange, ihr thüringischer Kollege Wolfgang Tiefensee und Helmholtz-Präsident Prof. Otmar D. Wiestler. Mit großer Freude wurde auch einer der beiden Gründungsdirektoren des UFZ, Prof. Peter Fritz, begrüßt sowie wichtige Vordenker und Wegbegleiter der Anfangsjahre, wie der Ökologe Prof. Wolfgang Haber und der ehemalige sächsische Wissenschaftsminister Prof. Hans Joachim Meyer. Als besonderer Ehrengast nahm Monsignore Marcelo Sanchéz Sorondo, Kanzler der Päpstlichen Akademien der Wissenschaften und Sozialwissenschaften, an der Festveranstaltung teil. Dem UFZ ist er verbunden über die gemeinsame Arbeit von Wissenschaftlern und Theologen weltweit an einer Erklärung zum Schutz der Umwelt.
Am 12. Dezember 1991 wurde das UFZ gegründet - ausgestattet mit 379 Stellen und einem Budget von rund 40 Mio DM/Jahr - mitten im stark belasteten industriellen Ballungsgebiet Leipzig-Halle-Bitterfeld. Das Chemie- und Bergbaugebiet war damals durch ökologische und soziale Probleme massiv beeinträchtigt. Belastete Flüsse und Seen, Mondlandschaften in einstigen Braunkohletagebauen, übernutzte Böden und schlechte Luft - all das prägte die thematische Ausrichtung des UFZ. "Wir müssen die Umweltforschung in den neuen Bundesländern aufbauen, wir müssen die Probleme vor Ort lösen", betonte der damalige Bundesforschungsminister Heinz Riesenhuber auf einer Pressekonferenz im August 1991 den Forschungsauftrag. Und so standen Fragen der Sanierung, Renaturierung und Neugestaltung von gestressten Landschaften zunächst im Vordergrund der Arbeit am UFZ. Der Anspruch, naturwissenschaftliche Erkenntnisse mit sozialwissenschaftlichen Aspekten zu vernetzen, um daraus Konzepte für die Wiederherstellung und den Erhalt der menschlichen Lebensgrundlagen abzuleiten, war bis dato in der deutschen Forschungslandschaft ein Novum.
Nun - 25 Jahre nach Gründung des UFZ - ist die Vision der engen Verflechtung von Natur-, Ingenieur- und Gesellschaftswissenschaftlern am UFZ längst Realität geworden. Dabei haben sich seit der Jahrtausendwende die Forschungsschwerpunkte des UFZ Stück für Stück verschoben - weg von der Sanierung von Landschaften der Region, hin zur Lösung globaler Umweltprobleme, die durch den Klima- und Landnutzungswandel, demografische Veränderungen und Migration, den wachsenden Energie- und Nahrungsbedarf der Menschheit oder den Verlust an biologischer Vielfalt hervorgerufen werden.
2017 ist das UFZ mit seinen 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein national und international anerkanntes Kompetenzzentrum für Umweltforschung. Forschungsgegenstand ist die terrestrische Umwelt als Teil des Systems Erde. "Mit seinem integrativen Forschungsansatz ist das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) heute angesichts der hohen Komplexität der Umweltthemen gut aufgestellt. Viele herausragende wissenschaftliche Beiträge wurden im UFZ erzielt und haben über die wissenschaftlichen Kreise hinaus in nationale und internationale Beratungsstrukturen Eingang gefunden", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Dabei bleibt das UFZ seiner Tradition treu, von der Grundlagenforschung bis in die Anwendung aktiv zu sein. "Wir verstehen uns als Wissenschaftler, Wissensvermittler und Berater: Die Expertise unserer Forscherinnen und Forscher ist im Weltklimarat IPCC ebenso gefragt wie im Weltbiodiversitätsrat IPBES, im Bioökonomierat oder im Büro für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag", betonte Prof. Georg Teutsch, der seit 2004 die Geschicke des UFZ als Wissenschaftlicher Geschäftsführer lenkt. "Wir haben weltweit die Forschung für ein nachhaltiges Management von Wasserressourcen und deren Umsetzung vorangetrieben. Wir haben international gefragte Forschungsinfrastrukturen zur Umweltbeobachtung und -modellierung mit initiiert und aufgebaut. Wir leiten Studien und Projekte wie etwa zum World Water Quality Assessment der Vereinten Nationen, zur nachhaltigen Stadtentwicklung, zur nachhaltigen Landnutzung oder zum Bodenschutz. Wir tragen mit unserer Expertise zur Umsetzung der Europäischen Chemikalienregulierung, der Wasserrahmenrichtlinie, nationaler und internationaler Abkommen zum Schutz von Natur und biologischer Vielfalt und der Energiewende bei", sagte Teutsch weiter.
Drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verdeutlichten dieses Engagement durch Einblicke in ihre konkrete Forschungsarbeit. Der Agrarökologe Prof. Josef Settele berichtete über seine Forschung in Südostasien, bei der es im weitesten Sinne um Landnutzung, Landnutzungskonflikte, biologische Vielfalt und Ernährungssicherheit geht. Er erzählte auch davon, was sein Team unternimmt, um die wissenschaftlichen Ergebnisse in Politik und Gesellschaft zu übertragen. Für die ländlichen Regionen Asiens sind es etwa Fernseh-Seifenopern, die dabei helfen, dass neue Erkenntnisse in der Praxis Anwendung finden. Für politische Entscheidungsprozesse nutzt Josef Settele seine Funktionen in zwischenstaatlichen Gremien wie dem Weltklimarat IPCC oder dem Weltbiodiversitätsrat IPBES.
Prof. Beate Escher ist Umweltchemikerin und beschäftigt sich damit, die Toxizität von Umweltschadstoffen abzuschätzen und dabei Tierversuche zu vermeiden. Sie zeigte dem Publikum, welche Möglichkeiten es gibt, aus den hunderttausenden Chemikalien, die in die Umwelt gelangen, die zu identifizieren, die für Mensch und Umwelt problematisch sind. Und welche Möglichkeiten sie und ihre Kolleginnen und Kollegen wahrnehmen, damit ihre Ergebnisse in europäische und deutsche Regelwerke und Gesetze wie die Europäische Wasserrahmenrichtlinie WRRL oder die Neuzulassung oder das Verbot von Chemikalien einfließen.
Volkswirtin Dr. Mi-Yong-Lee gehört zu den UFZ-Forscherinnen und -Forschern, deren Anliegen es ist, im Nahen Osten Wasser zukünftig in ausreichender Menge und in der notwendigen Qualität für Mensch und Umwelt sicher verfügbar zu machen. Sie zeigte, wie es in Jordanien gelungen ist, in enger Zusammenarbeit mit Forschern, Ministerien und Behörden vor Ort neben einer Demonstrationsanlage für verschiedene Abwassertechnologien auch eine dezentrale Abwassermanagement Policy zu entwickeln, die das jordanische Kabinett im Jahr 2016 verabschiedet hat.
Bei allen drei Beispielen wurde deutlich - exzellente Forschung und Publikationen in wissenschaftlichen Journalen sind dem UFZ wichtig. Ebenso wichtig ist jedoch der Transfer des Wissens zu den Entscheidern vor Ort - auf lokaler, regionaler oder globaler Ebene. Dass darauf auch zukünftig ein großer Schwerpunkt liegen sollte - darüber waren sich auch die Teilnehmer der abschließenden Gesprächsrund einig, in der UFZ-Geschäftsführer Prof. Georg Teutsch, der Helmholtz-Präsident Prof. Otmar Wiestler, die Rektorin der Universität Leipzig Prof. Beate Schücking und Monsignore Marcelo Sanchéz Sorondo über die Umweltforschung im 21. Jahrhundert diskutierten. Sie stimmten darin überein, dass die Wissenschaft auch künftig eine zentrale Funktion haben muss, wenn es darum geht, Umweltprobleme zu verstehen, Trends zu erfassen und zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. Sie machten aber ebenso deutlich, dass die Wissenschaft allein die gegenwärtigen ökologischen Probleme nicht lösen kann, sondern dass das nur über eine enge Zusammenarbeit aller Akteursgruppen möglich ist.
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