Um elektrische Defekte in solchen hochkomplexen Bauteilen auffinden zu können, hat das Team um Frank Altmann eine mikroskopische Wärmebildtechnik gezielt weiterentwickelt und in Kooperation mit dem Gerätehersteller DCG Systems (USA) in den Weltmarkt eingeführt. Weltweit führende Halbleiterhersteller wie Intel, Globalfoundries und Infineon setzen das neu entwickelte Verfahren bereits ein.
Die Fehlerdetektion mittels Lock-in-Thermographie beruht darauf, dass elektrische Defekte meist mit einem lokal erhöhten Widerstand verbunden sind. Bei Stromdurchfluss wird an der Defektstelle eine erhöhte Verlustwärme abgegeben, mit der die Fehlstelle geortet werden kann. Mit dem neuen Verfahren können Temperaturunterschiede im Millionstel Kelvin-Bereich sichtbar gemacht und mikrometergenau innerhalb des Bauteils zugeordnet werden. Mit einem eigens patentierten Verfahren kann über die Phaseninformation sogar auf die Defekttiefe im Bauteil geschlossen werden. Für die Fehlersuche in 3D-gestapelten Aufbauten spart dies enorm Zeit und Analyseaufwand bei der Fehlersuche.
Die Grundlagen des Verfahrens wurden von Dr. Otwin Breitenstein vom Max-Planck-Institut für Mikrostrukturphysik Halle gelegt. Altmann und seinen Kollegen Falk Naumann und Christian Große vom Fraunhofer IWM haben das Verfahren für die Anwendung an mikroelektronischen Bauteilen weiterentwickelt. »Wir sind sehr stolz, dass wir nach über 15 Jahren gemeinsamer Entwicklungszeit endlich auch den kommerziellen Durchbruch erreicht haben. Heute wird die Lock-in-Thermographie in vielen Analyselaboren weltweit für die Qualitätssicherung eingesetzt«, sagt Altmann.
Das Fraunhofer IWM war beim Hugo-Junker-Preis, für den es in diesem Jahr insgesamt 75 Bewerbungen gab, auch mit zwei weiteren Projekten erfolgreich. Prof. Dr. Mario Beiner belegte den zweiten Platz in der Kategorie »Innovativste Allianz«. Gemeinsam mit Partnern aus der Industrie hat er eine Methode gefunden, die Laufeigenschaften runderneuerter Lkw-Reifen durch den Einsatz von Gummirecyclaten zu verbessern und damit sowohl Kautschuk als auch Treibstoff einzusparen. Andreas Krombholz erreichte das Finale des Sonderpreises »Chemie und Bioökonomie«. Er hat gemeinsam mit Industriepartnern einen leistungsfähigen Verbundwerkstoff entwickelt, der zu 100 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und deutlich leistungsfähiger ist als übliche Holz-Polymer-Compounds.
Über das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM
Die zentrale Herausforderung der Menschheit im 21. Jahrhundert ist die Nachhaltigkeit aller Lebensbereiche, insbesondere der effiziente Umgang mit begrenzten Rohstoffen. Das Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM betreibt angewandte Forschung im Bereich der Materialeffizienz und ist Impulsgeber, Innovator und Problemlöser für die Industrie und für öffentliche Auftraggeber in den Bereichen Zuverlässigkeit, Sicherheit, Lebensdauer und Funktionalität von Werkstoffen in Bauteilen und Systemen. Die Kernkompetenzen liegen im Bereich der Simulation und Charakterisierung von Werkstoffen bis auf die atomare Skala sowie in der Materialentwicklung. Der Institutsteil Halle des Fraunhofer IWM wird zum 1. Januar 2016 als Fraunhofer-Institut für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen IMWS eigenständig.
www.imws.fraunhofer.de
Über den Hugo-Junkers-Preis
Seit 25 Jahren vergibt das Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt den Hugo-Junkers-Preis an zukunftsweisende Unternehmen und Wissenschaftler aus der Region. Um die einzelnen Stufen der Wertschöpfungskette von der Forschungsfrage zur marktreifen Innovation gleichermaßen abzubilden und zu würdigen, werden Auszeichnungen in den vier Kategorien Innovativste Vorhaben der Grundlagenforschung, Innovativste Projekte der angewandten Forschung sowie Innovativste Produktentwicklung und Innovativste Allianz vergeben. In diesem Jahr gab es zudem einen Sonderpreis Chemie und Bioökonomie. Der Wettbewerb ist mit insgesamt 90.000 Euro dotiert und soll Ideenschmieden des Landes in ihrer Entwicklung fördern. Benannt ist der Preis nach Hugo Junkers, der als Pionier des modernen Flugzeugbaus 1909 die erste Tragfläche aus Metall entwickelte und in Sachsen-Anhalt tätig war.
Fraunhofer-Institut für Werkstoffmechanik IWM Halle
Clemens Homann
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Ingpost 5/2015 - Dezember 2015