Mit der Stilllegung des Industriekraftwerkes Mumsdorf ging am 30. Juni 2013 eine Ära zu Ende. Während der 45 Betriebsjahre sind dort mehr als 40 Millionen Tonnen Kohle über die Bänder gelaufen und mittels Kraft-Wärme-Kopplung zu Strom und Dampf umgewandelt worden. Die Anlage versorgte Mumsdorf, Staschwitz, Prößdorf, Falkenhain, Lucka, Meuselwitz mit Fernwärme und die Gießerei Meuselwitz (1968 bis 1999), das Gummiwerk Meuselwitz und den Industriepark Zeitz mit Prozessdampf. Darüber hinaus lieferte das Kraftwerk Elektroenergie für den Tagebau Vereinigtes Schleenhain.
Mit der Stilllegung am 30. Juni 2013 begannen die Rückbau- und Sanierungsarbeiten auf dem Kraftwerksgelände. Die Sprengung des 75 Meter hohen Schornsteins am 22. Juni 2016 war der letzte Meilenstein der Abrissarbeiten.
Parallel zu den Abrissarbeiten sorgte die GALA-MIBRAG-Service GmbH mit weiteren Firmen der Region für die Umgestaltung des Geländes in ein einzigartiges Naturschutzrefugium. Die Vorgaben hierfür entwarf das Hallenser Landschaftsökologiebüro Myotis. Das gesamte Naturschutzareal umfasst etwa 30 Hektar. Das Konzept der Nachnutzung setzt sich aus einer Kombination von Natur- und Artenschutz zusammen. Dabei werden Natur und Landschaft entwickelt, die alle am Standort vorhandenen Potenziale für eine dauerhafte Offenhaltung des Geländes ausnutzen.
Während der Sanierung stellte die Kolonie der bestandsgefährdeten Mehlschwalben die größte Herausforderung dar. Diese fand Schutz unter der Bandbrücke, die vom Kohledepot zum Kesselhaus führte. Sie ist die größte Kolonie ihrer Art in Sachsen-Anhalt. Die das Gebiet umgebenden Lachen bieten ausreichenden Lehm, den sie für den Bau ihrer Nester benötigen. Um ihnen neue Nistplätze anzubieten, errichtete MIBRAG eine künstliche Schwalbenbrücke sowie einen Schwalbenturm. Derzeit sind über 100 Schwalbennester bewohnt.
Neben den Schwalbenbauten entstanden Habitate für tierische Lebensraumspezialisten: Rohböden, Wanderdünen, Kieslinsen, temporäre Flachgewässer, Schwemmfächer oder baumfreie Schotterebenen, Block- und Gesteinsschutthalden. Am Standort des ehemaligen Kessel- und Maschinenhauses wurde grober Schotter eingearbeitet, damit die Brachen auch langfristig nicht wieder zuwachsen. Die darüber hinaus geschaffenen Kleinreliefs bieten Arten wie Flussregenpfeifer, Steinschmätzer, Brachpieper, Zauneidechse oder auch der gefährdeten Blauflügeligen Ödlandschrecke neuen Lebensraum.
Die naturschutzfachliche Ausgestaltung des Kraftwerksgeländes wurde im August 2017 von den zuständigen Umweltbehörden bestätigt und abgenommen. Voraussichtlich im Sommer 2018 kann das Gelände aus der Bergaufsicht entlassen werden. MIBRAG hat für Besucher drei Schautafeln zur Geschichte des Kraftwerkes Mumsdorf und zu den Maßnahmen des Natur- und Artenschutzes angebracht. Außerdem wurde dem Ortsbürgermeister Gert Pietsch eine Fotoausstellung mit letzten Motiven aus dem Kraftwerk Mumsdorf der Fotografen Carlo Böttger, Horst Fechner und Christian Bedeschinski übergeben. Die Ausstellung kann im Gemeindezentrum Mumsdorf besichtigt werden.
Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft mbH
Elke Hagenau
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