Wasser ist ein kostbares Gut. Das gilt in Zeiten des Klimawandels mehr denn je. Wie mit dieser Ressource möglichst sparsam umgegangen werden kann, ermittelt derzeit das EU-Projekt AquaSPICE. Sein Ziel: Den Frischwasserbedarf in der Industrie wirksam zu reduzieren. Dabei ist auch das Dow-Werk Böhlen.
Das Leipziger Neuseenland ist eine landschaftliche Perle. Das gilt nicht nur für Touristen, sondern gleichermaßen für die Menschen, die hier leben und arbeiten – und damit auch für Dow in Böhlen. Wasser ist eine wichtige Ressource, die in vielen Prozessen in der Produktion benötigt wird, und das Unternehmen setzt schon seit vielen Jahren strenge Maßnahmen um, es schonend zu verwenden. Mit der Teilnahme am AquaSPICE-Projekt will man noch einen Schritt weiter gehen und zukünftig deutlich weniger Wasser aus der Weißen Elster und dem Witznitz-Speicherbecken entnehmen.
Ein Mittel gegen die Wasserknappheit
An diesem zukunftsweisenden EU-Rahmenprogramm mit dem vollen Titel „Advancing Sustainability of Process Industries through Digital and Circular Water Use Innovations“ beteiligen sich seit Januar 2021 europaweit 28 Partner aus Industrie und Forschung – über zehn Länder sind dabei. Das Dow-Werk in Böhlen wurde auch und gerade wegen der Wasserknappheit in der Region ausgesucht, denn gerade im Sommer führen sinkende Wasserpegel zu zunehmend großen Herausforderungen in der Region. Ziel des Projektes ist es deswegen, den Wasserverbrauch im Dow-Werk Böhlen mittelfristig um bis zu 20 Prozent zu senken.
In Zahlen bedeutet das: Gegenwärtig werden jedes Jahr acht Millionen Kubikmeter Frischwasser aus den Flüssen entnommen, aufwendig gereinigt und vor allem für die Produktion von Dampf und für Kühlprozesse genutzt. Dieser Verbrauch soll auf weniger als sieben Millionen Kubikmeter im Jahr sinken.
Böhlen als Modell für die Zukunft
„In der Praxis wollen wir diese Reduzierung erreichen, indem wir die Rohwasseraufbereitung optimieren sowie leicht verschmutztes Wasser unmittelbar aufbereiten und dann in den internen Wasserkreisläufen unseres Werks intensiver und länger wiederverwenden,“ erklärt Ingenieurin Gergana Chapanova, die das Projekt zusammen mit ihren Kollegen Christian Kaiser und Thomas Diekow betreut. Ein zusätzlicher Hebel liegt in der Digitalisierung der Prozesse. „Wir wollen eine integrierte digitale Steuerung des gesamten Wassersystems am Standort entwickeln, die den Wasserverbrauch noch zielgerichteter steuern kann.“
Darüber hinaus sollen in enger Kooperation mit der renommierten Technischen Hochschule Aachen und Evides Industriewater, einem der führenden Unternehmen in der industriellen Wasserbehandlung, die Wasserströme auch noch insgesamt untersucht werden. So wollen die Forscher ermitteln, mit welchen systematischen Maßnahmen Wasser sparsamer verwendet werden kann. Diese Ergebnisse sollen schließlich auch auf andere Unternehmen übertragen werden und somit zu einem nachhaltigen und verantwortungsvollen Verbrauch der wertvollen Ressource Wasser in ganz Europa beitragen.