Wilfried Schipper, Nanotexx GmbH Auf den ersten Blick sieht man es der durchsichtigen Folie, die Wilfried Schipper und sein achtköpfiges Team mit einem neuartigen Verfahren produzieren, nicht an. Aber: hier steckt Hightech drin! Kleinste Nanostrukturen, 10tausend Mal feiner als ein Haar, sitzen auf der Oberfläche der Folie. Zu ertasten sind sie nicht. Und doch können sie viel.



So sorgt die Struktur auf der Folie dafür, dass Solarzellen dank gezielter Lichtlenkung mehr Licht einfangen können oder der Luftwiderstand von Autos und Flugzeugen gesenkt wird. Bis zu fünf Prozent weniger Widerstand und damit weniger Energieaufwand werden erreicht, klebt man die Folie beispielsweise auf die Rotorblätter von Windrädern. Auch für die Vermeidung von Reflektion, beispielsweise auf Bildschirmen und Smartphones, kann die Hightech-Folie genutzt werden.

 

Das Vorbild für die neue Technologie vom Weinberg Campus in Halle liefert die Natur. Die mikroskopisch kleinen Strukturen sind der Oberfläche von Mottenaugen nachempfunden, welche die Reflexion von Licht sehr wirkungsvoll unterdrücken. Bislang war dieses Prinzip jedoch kaum für technische Zwecke nutzbar. Die Tüftler der Nanotexx GmbH aus Halle (Saale) haben einen Weg gefunden.

Nanotexx GmbHDrei Jahre lang entwickelten der Diplom-Physiker Wilfried Schipper, Geschäftsführer von Nanotexx, und seine Kollegen ein Verfahren, mit dem sich die funktionellen Strukturen auf Endlosfolien oder Glasplatten mit einer Breite von 600 Millimeter prägen lassen. Gegenüber bisherigen Verfahren können nun Folien in praktikabler Größe produziert werden, die schnell bedruckbar und qualitativ hochwertig sind. Die industrielle Fertigung ermöglicht größere Stückzahlen bei geringeren Kosten.

Für ihre neuartige selbstentwickelte Replikationstechnik im Roll-zu-Rolle-verfahren bekam das im Jahr 2009 gegründete Unternehmen den IQ Innovationspreis Halle 2012. Ab 2014 soll die Serienproduktion der funktionellen Folien in der Produktionshalle auf dem Weinberg Campus in Halle starten.

Der Kopf des innovativen Unternehmens hat bereits viel Erfahrung, wenn es darum geht, Neues zu entwickeln und für die Anwendung marktreif zu machen. Wilfried Schipper ist Unternehmer mit Herzblut. Gleich im Anschluss an sein Studium der Physik an der Universität in Oldenburg gründete er sein erstes Unternehmen, das sich auf klassische Holografie spezialisierte. Später arbeitete Schipper in München und war unter anderem an der Entwicklung der Hologramme auf Personalausweisen beteiligt. Mit der Gründung seines Unternehmens „Hologram Company“, 1993 in Hamburg, spezialisierte er sich auf die Entwicklung fälschungssicherer, holografischer Sicherheitsetiketten, mit denen beispielsweise Autokonzerne oder die Musikindustrie ihre Produkte schützen. Im Jahre 2008 packte den Physiker erneut der Erfindergeist und er beschäftigte sich verstärkt mit optischen Nanostrukturen.

Mit einem Team aus Maschinenbauern, Elektronikern, Chemikern und Physikern entwickelte er die Idee, Nanostrukturen auf Oberflächen zu bringen, weiter. Heute, vier Jahre später, ist die Technologie marktreif und für die Serienproduktion erprobt.

Für die Ansiedlung des Unternehmens in Sachsen-Anhalt und speziell im halleschen Technologiepark entschied sich der Geschäftsführer aus Norddeutschland ganz bewusst.

So erhielt Nanotexx in der Entwicklungsphase einen Zuschuss aus F&E Mitteln (Forschung & Entwicklung) der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Sachsen-Anhalt. Weiterhin überzeugten Wilfried Schipper die hervorragenden Bedingungen auf dem Weinberg Campus. Neben einem Labor mit Reinraum stehen Nanotexx eine Produktionshalle sowie Büroräume zur Verfügung. Zudem schätzt er das innovative Umfeld. Neben dem Fraunhofer Institut sind universitäre Forschergruppen und andere jungen Technologieunternehmen, wie die SmartMembranes GmbH, in direkter Nachbarschaft ansässig. Ein Netzwerk, von dem sich Wilfried Schipper einen Austausch und im besten Fall gemeinsame Projekte und Synergien verspricht.

In den kommenden Monaten will Nanoptics am Standort Halle ihre erlangten wegweisenden Ergebnisse in maßgeschneiderte und marktkonforme Anwendungen und Produkte transferieren. Zur Finanzierung dieser Vorhaben hat das Start-up die Unterstützung eines namhaften strategischen Partners gewinnen können.

 

Mein Tipp für andere Gründer:
„Nicht den Hunger verlieren! Unternehmer zu sein, heißt alle Freiheiten und Möglichkeiten zu haben, Dinge selbst und immer wieder neu zu gestalten, aber auch Verantwortung zu übernehmen“

 

Mehr Informationen unter www.nanotexx.de.

Nanotexx GmbH
Gründer des Monats im November 2012 beim Hochschulgründernetzwerk Sachsen-Anhalt Süd
 

Text: Annekatrin Lacroix