Foto: Jacob RichterDer Aussichtpunkt in Deutzen war über Monate der Besuchermagnet im Landkreis Leipzig

Am 29. August 2012 kam es im südöstlichen Bereich des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain (Sachsen) zu einem Böschungsbruch, der den darunter stehenden Kohlebagger und den angeschlossenen Bandwagen beschädigte. MIBRAG setzte über Monate ein Spezialteam vor Ort ein, das sich aus Fachleuten der Bereiche Bergbau, Maschinentechnik, Elektrotechnik und Markscheidewesen zusammensetzte. Die Arbeiten, die permanent von markscheiderischen Sicherheitskontrollmessungen begleitet wurden, verlangen höchste Konzentration und Umsichtigkeit.

Seit dem Sommer 2012 verfolgten auch bis zu 150 Anwohner und Gäste täglich die komplizierte Bergung der beiden verunglückten Großgeräte – dem Bandwagen 811 und dem Schaufelradbagger 1554 – direkt vom Aussichtspunkt in Deutzen aus. Am 14. Oktober 2012 konnte zuerst der Bandwagen gesichert werden und schließlich am 25. Januar 2013 auch der Schaufelradbagger 1554. Das langsame Absenken und Aufstellen des Fördergerätes dauerte etwa vier Stunden. Trotz eisiger Temperaturen harrten die Menschen aus und beobachteten den Vorgang im Tagebau Vereinigtes Schleenhain fasziniert.

Foto: Jacob RichterMIBRAG hatte sich bei der Bergung des 950 Tonnen schweren Baggers 1554 für den Einsatz eines Litzen-Hub-Systems – ein computergesteuertes Seilsystem - entschieden und die Firma MAMMOET DEUTSCHLAND GmbH beauftragt. Der Spezialist für Heben und Bewegen von schweren Lasten verwendete in diesem Spezialfall vier Seilspannvorrichtungen, sogenannte Litzenhebereinheiten, die von Ankerpunkten zum Bagger gespannt wurden. Die extreme Schräglage des Baggers von etwa 49 Grad war dabei eine besondere Herausforderung.

Zu Beginn des Bergungsprozesses wurde der Bagger in zwei Richtungen mit Hilfe von Seilen, die zu Ankern verspannt sind, abgesichert. Das übernahmen drei Litzenheber mit einer Kapazität von 100 Tonnen und ein Litzenheber mit einer maximalen Kapazität von 400 Tonnen. Im zweiten Schritt wurden unterhalb des Baggers die Erdmassen weggegraben. Durch die eingesetzte Steuerungstechnik der Seilspannvorrichtungen war MAMMOET in der Lage, Lastveränderungen sofort zu sehen und zu reagieren.

Die Seilspannvorrichtung in Richtung der Böschung zog den Bagger in die erforderliche Kipprichtung. Die Seilspannvorrichtung in Richtung offener Tagebau hielt dabei den Bagger gegen unbeabsichtigtes, zu schnelles Kippen fest. Anschließend wurde das Seil in Richtung offener Tagebau schrittweise nachgegeben und steuerte somit den Kippvorgang. Das Schaufelrad wurde durch zwei weitere Seilspannvorrichtungen mit jeweils 100 Tonnen Kapazität gegen Schwenkbewegungen gesichert. Je weiter der Bagger abgesenkt wurde, nahm die Last auf die Seile zu.

Inzwischen hat sich der Besucherstrom zum Aussichtspunkt in Deutzen wieder normalisiert. Ein Abstecher dorthin lohnt sich aber auch ohne Sensationen. Übrigens besuchen mehr als 6.000 Fachleute, Touristen, Interessierte und Anwohner im Jahr die Tagebaue der MIBRAG.


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